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Sport: Was nützen Siege in Gedanken?

Die Eisbären haben die Play-offs im Sinn und daher Probleme in den Spielen davor

Berlin. Sport lebt von Extremen. Im Erfolgsfall ist oft alles schön. Und in der Niederlage, da lässt sich dann schön vieles in Frage stellen. Insofern war die Szenerie, die sich im Sportforum Hohenschönhausen nach dem jüngsten Auftritt des EHC Eisbären bot, nicht außergewöhnlich. Die Anhänger des Berliner Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) waren am Sonntag enttäuscht. 0:1 im Heimspiel gegen die Düsseldorfer EG? Ausgerechnet. Gegen die DEG spielen wir ja wahrscheinlich schon nächste Woche in den Play-offs. Das läuft so wie im letzten Jahr, vielleicht ist ja sogar schon im Viertelfinale Saisonschluss. Ein Fan bemüßigte sich gar zu der Aussage: „Eine Schande, die Eisbären sind die beste Mannschaft, aber Meister werden die wieder nicht. Denen fehlen die Emotionen.“

Ein Abgesang vom Feinsten, den da den Eisbären an sich wohl gesinnte Menschen anstimmten. Dabei war, genau betrachtet, gar nichts passiert: Der Beginn der Play-offs war von der DEL nicht auf den Sonntag vorverlegt worden, die Niederlage der Berliner gegen die noch um den Einzug in die Meisterrunde kämpfenden Düsseldorfer hatte für die Berliner nur statistischen Wert. Die Eisbären werden Mittwoch kommender Woche wohl als Tabellenerster und auf jeden Fall mit einem Heimspiel in die Play-offs starten. Dass angesichts dieser Voraussetzung vielleicht die Mannschaft in den Spielen zuvor nicht ihr gesamtes Können abruft, darf nicht überraschen. „Wir müssen uns vor allem auf den Mittwoch nächster Woche konzentrieren“, sagt Stürmer Sven Felski. „Natürlich ist es blöd, dass wir am Sonntag ausgerechnet gegen die Mannschaft verloren haben, gegen die wir wohl in den Play-offs spielen werden. Aber wenn es richtig losgeht, werden wir uns anders präsentieren.“

Nach der Niederlage gegen Düsseldorf scheint das Berliner Spielerpersonal nicht von Selbstzweifeln geplagt. „Wir haben ja nicht das erste Play-off-Spiel verloren“, sagt Felski. Und Kapitän Ricard Persson meint: „Wir haben viele in der Mannschaft, die schon Titel gewonnen haben. Wir wissen, worauf es im entscheidenden Moment ankommt.“ Doch bei allem illustrierten Selbstbewusstsein: Natürlich läuft es bei den Eisbären zurzeit nicht so wie noch vor ein paar Wochen. Das allerdings hatte mancher schon geahnt. „So hart, wie wir in der Pause im Januar trainiert haben, werden wir noch einmal in ein Loch fallen“, hatte Stürmer Florian Keller prognostiziert. Und richtig, momentan gibt es unschöne Statistiken bei den Berlinern, so etwa die vom Powerplay: In ihren jüngsten 31 Überzahlspielen hat das immer noch im Überzahlspiel erfolgreichste Team der DEL ein einziges Tor erzielt. Natürlich sind die Berliner für die Gegner ausrechenbarer geworden. Es geht nun darum, die Konkurrenz mit spielerischem Variantenreichtum zu überraschen – allerdings erst in den Play-offs.

Die Erwartungshaltung der Fans dichtet mancher den Eisbären schon zum Nachteil an. So meint etwa Dave King, Trainer der Hamburg Freezers: „In Köln und in Berlin erwarten alle den Titel, von uns erwartet das niemand. Das ist ein Faktor, der für uns spricht.“ Und Jeff Tory, Sonntag Schütze des Düsseldorfer Siegtreffers, glaubt gar: „Wir werden Berlin eine große Serie abverlangen.“ Solche Aussagen irritieren Sven Felski allerdings nicht. „Klar ist der Druck da, aber wir werden mit ihm fertig werden“, sagt er. „Wir haben ja aus dem letzten Jahr gelernt.“ Wenn dem so ist, braucht den Eisbären vor den Play-offs nicht bange zu sein.

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