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Freude am Spiel, Freude am Leben. Im Feiern sind die afrikanischen Mannschaften wie hier Mazembe Lubumbashi bei der Klub-WM schon Weltspitze.

© REUTERS

Was vom Sportjahr haften bleibt: Afrika: Bereit für ganz große Momente

Das Jahr 2010 mag die Wiedergeburt einer neuen deutschen Fußballkultur erlebt haben und auch die Perfektionierung der Trainer-Planwirtschaft – eines aber wird in der Sportbilanz für immer stehen bleiben: Der Fußball hat sich endlich Afrika zugewandt.

Freude am Sport, das ist gespielte Freude am Leben. Besonders sieht man das im Fußball, der populärsten Spielart des Planeten, um dessen große Momente man sich in besinnlichen Tagen wie diesen gerne noch einmal gedanklich dreht. Die Fußball-Weltmeisterschaft, die in diesem Sommer in Südafrika gastierte, obwohl dort gerade Winter war, hat wieder gezeigt, wie leicht das einfache Spiel etwas Erhabenes hervorbringen kann. Szenen von kleinen Großartigkeiten, die als bewegte und bewegende Bilder im Kopf bleiben. Dazu surrt ein Vuvuzela-Ton im Ohr.

Schon dieser Ton macht einen Unterschied in der Betrachtung des Sportjahres 2010. Denn dieses Jahr mag die Wiedergeburt einer neuen deutschen Fußballkultur erlebt haben und auch die Perfektionierung der Trainer-Planwirtschaft – eines aber wird in der Sportbilanz für immer auf der Anzeigetafel 2010 stehen bleiben: Der Fußball hat sich endlich Afrika zugewandt.

Ein fast vergessener Kontinent hat sich beweisen dürfen vor den skeptischen Augen der Welt. Und er hat am Ende stolz sein dürfen auf ein erfolgreiches Turnier am Kap der Guten Hoffnung. Der Rest des Planeten, der höchstens an guten Tagen mal an Afrika denkt, konnte sich ein wenig Skepsis aus den Augen reiben.

Eine Eröffnungsfeier, so bunt und beschwingt wie lange keine mehr bei einer sportlichen Großveranstaltung. Ein Eröffnungstor von Siphiwe Tshabalala, der nicht nur seine Mannschaft mittanzen ließ an der Seitenlinie, sondern das ganze gastgebende Land und den halben Kontinent, mindestens – bis hinab in die ungezählten Slums. Und natürlich ein greiser, weiser Nelson Mandela, dem die Welt eigentlich nur noch eines mitzuteilen hat: Danke!

Es war ein letzter Dienst, den der vor sich hin modernde Fußball-Weltverband Fifa mit seinem zunehmend senil erscheinen Präsidenten Joseph Blatter der Welt erwiesen hat, bevor der Wettbewerb um die Austragung von Weltmeisterschaften endgültig pervertiert wurde: Blatter hat an Afrika geglaubt und damit nicht nur den Fußball bereichert.

Spielerisch konnten die afrikanischen Teams wieder nicht mit der Spitze mithalten, aber es gab wieder gute Ansätze: Ghanas Nationalmannschaft – angeführt vom Berliner Jungen Kevin-Prince Boateng – zeigte bei der WM mutige und zuweilen kluge Auftritte. Und bei der gerade erst zu Ende gegangenen Klub-WM schaffte es mit dem kongolesischen Außenseiter T. P. Mazembe Lubumbashi erstmals ein afrikanisches Team ins Finale. Bislang war das Championat der Kontinentalmeister stets eine europäisch-südamerikanische Angelegenheit gewesen. In Afrikas Fußball stecken immer noch gewaltige Potenziale. Doch bisher fehlte es allzu oft an Nachhaltigkeit und gescheiter Organisation. Immerhin versucht der Überraschungsklub aus dem Kongo, Afrikas beste Spieler in der Heimat zu halten. Wenn nun noch die Korruption in Afrikas Sportverbänden ernsthaft bekämpft würde, wäre auch Afrika einmal bereit für ganz große Momente.

Die vielen Sportfans in Afrika haben es schon lange verdient, dass man ihre Freude am Spiel ernst nimmt. Das Fußballjahr 2010 war dafür ein schöner Anfang – mit seinem bleibenden Bilderbogen, an den man sich gern erinnert. Und mit einem surrenden Ton im Ohr.

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