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Sport: Was wird sein, wenn alles vorbei ist?

Henry Maske klettert Sonnabend nach 23 Jahren ein letztes Mal in den Boxring VON MICHAEL ROSENTRITT München."Worte vorher bringen wenig Unterhaltung.

Henry Maske klettert Sonnabend nach 23 Jahren ein letztes Mal in den Boxring VON MICHAEL ROSENTRITT

München."Worte vorher bringen wenig Unterhaltung." Ein Satz, den Henry Maske immer wieder gern vor seinen Boxkämpfen anbringt.Meist auf Pressekonferenzen, die vor einem solchen Ereignis dazugehören wie das Sparring und der Waldlauf, auch wenn es auf diesen Verbal-Meetings eigentlich nicht mehr viel und schon gar nichts Neues zu erzählen gibt."Ich bin Aktiver und muß im Ring Leistung zeigen", fügt dann der Halbschwergewichts-Weltmeister aus Frankfurt (Oder) an.Mit dieser Einstellung ist er bis dato erfolgreich gewesen. Am Sonnabend nun wird er sich in der Münchener Olympiahalle - aller Voraussicht nach - ein letztes Mal auf den Weg zum Ring machen.Umhüllt von bunt-kulturvoll gestaltetem Textil.Er wird diese Meter, die berühmte Boxer vor Maske prosaisch mit "dem Gang zur eigenen Hinrichtungen" verglichen haben, mit der für ihn typischen Anspannung zurücklegen.So, wie er das als Preisboxer 30 Male vorher getan hat.Daß es das letzte Mal sein wird, dürfte in diesen "schrecklichen Augenblicken" keine übergeordnete Rolle spielen. Maske hat sich nach insgesamt 23 Jahren im Seilgeviert lange vorher mit diesem Gedanken auseinandergesetzt, und er wird sie sich frühestens nach der Verkündung des Urteils in der Nacht zum Sonntag, wahrscheinlicher aber erst ein, zwei Tage danach erneut machen.Ganz sicher aber - einen Sieg im sogenannten "Vereinigungs-WM-Kampf" vorausgesetzt - wird Maske zufrieden sein, daß endlich alles vorbei ist.Bei einem Sieg wäre er immerhin erst der dritte Boxprofi nach dem Schwergewichtler Rocky Marciano (49-0) und dem Halbfedergewichtler Ji Won Kim (16 Siege, zwei Unentschieden), der als ungeschlagener Weltmeister abtritt. Einer der engsten Vertrauten Maskes seit seinem Umstieg ins Profilager, Manager Sauerlands rechte Hand und Matchmaker vieler Profikampfabende, Jean-Marcel Nartz, weiß um die Gunst der dann für Make neuen Stunde: "Ich glaube, daß er froh sein wird, endlich wieder das tun zu können, was er möchte, nämlich so zu sein, wie er ist." Nartz erzählt eine Anekdote, die das belegen soll."Henry wird ständig umgarnt.Neulich, bei der Unicef-Gala, als er noch bei der Suppe war, schlemmerten die anderen schon beim Dessert." Für Maske sei der Entschluß endgültig, unabhängig vom Ausgang sogar."Viele, die mich kennen, respektieren meine Entscheidung, in einem Zustand aufzuhören, in dem ich noch zu Leistungen fähig bin." Jünger wird auch Maske nicht. Gerade sogenannte Manöverboxer, wie Maske einer par excellence ist, verschleißen deutlicher als gemeinhin angenommen.Und das ist genau der Punkt, der Maske offenbar eingeholt hat.Der taktierende Rechtsausleger ist keiner für vorzeitige Siege. Lediglich zwei seiner zehn WM-Kämpfe gingen nicht über die komplette Distanz von zwölf Runden.115 WM-Runden haben Spuren hinterlassen.Nicht optisch.Der Frankfurter hat Substanz gelassen.Mit jedem Schlag, mit jeder Sekunde seiner kraftraubenden technischen und strategischen Disziplin, mit der er seine Herausforderer zermürbte und ermüdete.Und - in gewisser Weise hätten es seine Gegner von Mal zu Mal leichter."Von meinen Kämpfen gibt es viel Material.Ich habe sehr viele Anhaltspunkte geliefert", sagte Maske in Leipzig nach seinem letzten Kampf gegen den Amerikaner John Scully. Virgil Hill, der Weltmeister der World Boxing Association (WBA), der seinen Titel in 22 WM-Kämpfen 19mal verteidigen konnte, ist vielleicht die wirklich letzte große Herausforderung für Maske.Eine, für die es sich noch einmal gelohnt hat.Selbst die Unterbrechung (Hill hatte den ersten Termin absagen müssen) und der nochmalige Start der streng getimten Vorbereitung hin zum totalen geistigen und körperlichen Fitneß-Höhepunkt.Maske, getrieben von einem ungewöhnlichen, sportlichen Ergeiz, will es sich in erster Linie selbst beweisen.Er will der beste Halbschwergewichtler seiner Zeit sein.Mit allen anderen Limit-Kollegen, bespielsweise dem WBO-Champ Dariusz Michalczewski (Hamburg), hätte man keinem einen Gefallen getan.Darüber dürfte sich Maske seine Gedanken gemacht haben.Und genau diese Dinge werden ihm helfen in der Zeit danach, wenn Maske eine gewisse Leere verspühren sollte.

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