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Sport: Was zu beweisen ist

DFB hat sich im Fall Hoyzer unter Druck gesetzt

Berlin - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) scheint auf einmal das Offensivspiel gelernt zu haben, denn im Fall Hoyzer folgt ein schneller Zug dem anderen. Gestern Abend erstattete der DFB Strafanzeige. Handelt der Verband so flink, weil er sich seiner Sache so sicher ist oder weil er befürchtet, dass ihm Verschleppung des Verfahrens vorgeworfen werden könnte? Der Münchner Juraprofessor Ernst Fricke sagt jedenfalls: „Bisher hat sich der DFB ziemlich dilettantisch angestellt.“

Erst mit der Strafanzeige habe der DFB den richtigen Weg eingeschlagen. „Davor hat er auf eine Trommel geschlagen, die gar nicht bei ihm stand“, sagt Fricke. Der Berliner Rechtsanwalt Rainer Hornberger glaubt, dass der Manipulationsverdacht gegen Robert Hoyzer nur sehr schwer zu beweisen ist: „Keiner der Schiedsrichter, kein Wettdokument wird das erhärten können. Es muss schon einer der möglichen Hintermänner sagen, dass er in Hoyzers Auftrag auf die von ihm gepfiffenen Spiele gewettet habe“, sagt Hornberger. Anders sei die Kausalkette zwischen verhängten Elfmetern und Wetteinsätzen nicht zu schließen. Auch die vier Berliner Schiedsrichter, die Hoyzer belasten, hätten erkannt, dass ihre Beschuldigungen allein nicht ausreichten. „Sie stehen mit ihren Vorwürfen mit einem Bein am Abgrund. Deshalb haben sie auch in ihre Erklärung geschrieben, dass sie Hoyzer weder Wetten auf Spiele noch Betrug vorwerfen.“

Hoyzer sei dagegen gut beraten, bei seiner jetzigen Strategie zu bleiben und sich gegen alle Vorwürfe zu wehren: „Er kann zu Hause die Füße hoch legen. Es passiert doch nichts.“ Mit seinem offensiven Vorgehen hat der DFB auch die scharfe Reaktion der Medien befördert. Hornberger glaubt, dass sich Hoyzer dagegen mit Unterlassungsverfügungen wehren könnte. „Schadenersatz wird er jedoch nicht vom DFB erwirken können.“

Ernst Fricke bezweifelt, dass Hoyzer und sein Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner mit dem Vorhaben durchkommen, seinen Rücktritt als Schiedsrichter aufzuheben. „Ein Rücktritt ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Das kann er nicht einfach aufheben.“ Große Probleme sieht Fricke noch auf den Fußball-Bund zukommen: „Der Wettanbieter Oddset hat schon im vergangenen Jahr den DFB und die Polizei auf auffällig hohe Wetteinsätze hingewiesen. Der DFB muss jetzt jedes Detail erläutern, was er seitdem getan hat, und das schaffen die nicht.“

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