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Sport: Wasserball: Geschenkter Gaul

Die deutschen Wasserballer im Fernsehen erleben zu können, ist ein seltenes Vergnügen. Noch dazu live, wie auf Eurosport am kommenden Montag und Dienstag gegen Russland und Kroatien.

Die deutschen Wasserballer im Fernsehen erleben zu können, ist ein seltenes Vergnügen. Noch dazu live, wie auf Eurosport am kommenden Montag und Dienstag gegen Russland und Kroatien. Das grenzt schon an ein Wunder. Dabei hätte sich das Team von den Leistungen im Vorfeld der Europameisterschaft in Budapest diese besondere Aufmerksamkeit auch keinesfalls verdient, aber "einem geschenkten Gaul ..." Hagen Stamm, der heute um 15 Uhr seine Mannschaft zum ersten Spiel bei diesen Titelkämpfen gegen Griechenland ins Wasser schicken wird, wäre allerdings glücklicher, wenn es danach auch in der Kasse klingeln würde. "Der Deutsche Schwimmverband hat es doch nicht fertig gebracht, für einen Sponsor auf unserer Kappe zu sorgen", sagt der Nationaltrainer, ohne davon besonders überrascht zu sein. "Dann müssen wir vor Ort eben selbst noch etwas versuchen. Vielleicht klappt wenigstens ein kleiner Deal, der uns schon helfen würde." Eigentlich ein Unding, denn sämtliche Rechte für Fernsehübertragungen und Sponsorenverträge liegen beim DSV. So steht es zumindest auf dem Papier, das sehr geduldig ist.

Hilfe hat die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft auch dringend nötig. "Jede Mark ist nötig", sagt Stamm, "denn selbst im Falle einer Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Fukuoka wissen wir nicht, ob die Reise dorthin für uns überhaupt bezahlbar ist. Im Moment fehlt einiges an Geld dafür." Und bis zum kommenden Jahr, für das DSV-Wasserballwart Ewald Voigt-Rademacher einen Ausstieg aus den Verträgen erwartet, können die Wasserballer nicht warten. Nur die Vermarktung jetzt und sofort würde möglicherweise den Trip nach Japan retten. Aber nicht nur für den Präsidenten der Wasserfreunde Spandau 04 und Honorar-Bundestrainer Hagen Stamm ("Wir sind nur die Blumenvase im Zimmer des Schwimmsports") darf dieser Vorgang keine Einbahnstraße sein. Ohne die Rückkehr in die erweiterte Weltspitze wird kaum jemand eine müde Mark herausrücken.

Bei der EM in Ungarn stehen die Chancen, den Nachweis für den Aufschwung zu erbringen, nicht schlecht. Zunächst gegen Griechenland, die Slowakei und Frankreich sollten die Deutschen punkten können, bevor es dann gegen die großen Favoriten aus Russland und Kroatien geht. Selbst Rang zehn würde in der Endabrechnung ausreichen, die sportliche Qualifikation für die WM zu erreichen, da die Asien- und Afrika-Vertreter ihre Plätze dafür zur Verfügung gestellt haben. Damit ist den Deutschen einiges an Druck genommen worden. Sie könnten eigentlich, mit den wieder genesen Patrick Weissinger und Alexander Tschigir, viel unbeschwerter spielen. Denn nur Zehnte wollen sie keinesfalls werden (Stamm: "Mindestens Platz acht ist das Ziel"), denn damit würde sich ihre Vermarktungssituation nicht verbessern. Die Chance zur Wende ist in Budapest mit Hilfe des Fernsehens riesengroß.

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