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Mackeben

© AFP

Wasserball: Verlieren und Bier trinken

Die deutschen Wasserballer unterliegen den USA 7:8 (2:3, 1:2, 2:2, 2:1) und verpassen den Einzug in die Runde der besten Sechs. Macht Bundestrainer Hagen Stamm weiter?

Heiko Nossek stand geschafft da, in seinem blauen Bademantel, und natürlich war er enttäuscht. „Wir hatten sogar die Chance auf das Halbfinale", sagte der 26-Jährige Wasserballer vom SSV Esslingen. Aber selbst seine fünf Tore, die er sämtlich aus der Distanz erzielte, reichten am Ende nicht zum nötigen Sieg im entscheidenden Vorrundenspiel. Der Traum war zerplatzt, die erste Medaille seit Los Angeles 1984 (Bronze) zu gewinnen.

Stattdessen muss der Olympia-Fünfte von Athen 2004 nun ab Freitag um die Plätze Sieben bis Zehn ausspielen. „Heute Abend lasse ich meine Jungs erstmal raus, damit sie ein Bier trinken können", meinte ein nicht minder enttäuschter Stamm, der schon von einem Viertelfinale gegen Spanien und einen Halbfinale gegen Kroatien geträumt hatte. „Gegen beide Teams hätten wir eine Chance gehabt." Dieser Rückschlag saß tief, das war Stamm anzumerken. „Mal sehen, ob wir am Freitag wieder Lust haben, Wasserball zu spielen."

Nicht nur die Schiedsrichter sind schuld

Stamm haderte mit den Leistungen der Schiedsrichter. „Sie haben uns in der entscheidenden Phase, als die Amerikaner auf 5:2 davon gezogen sind, benachteiligt, als sie nur unsere Spieler herausgestellt haben. Danach haben sie uns keine Chance mehr gegeben, zurückzukommen", grollte er. Aber andererseits zeigte sich der Bundestrainer nach der Aufholjagd, die trotz eines zwischenzeitlichen Remis (5:5) nicht belohnt worden war, sportlich fair: „Diese Niederlage hat nicht nur mit den Schiedsrichtern zu tun."

Auch Nossek erkannte die Leistungen des Gegners an. „Die Amis haben sehr stark gespielt, sie haben nicht umsonst hier starke Gegner geschlagen." Vor allem eigene Fehler im Unterzahl- und Überzahlspiel monierte Nossek, dazu die fehlende Durchschlagskraft im Angriff. „Wir haben in den ersten beiden Vierteln einfach zu viele leichte Tore zugelassen", wusste auch Stamm.

Ein Team vor dem Umbruch?

Erneut stellt sich nun eine Frage, die nahezu existenziell für den deutschen Wasserballsport ist: Macht Hagen Stamm weiter? Der Bundestrainer mauerte bei dieser Frage. „Noch sind die Spiele nicht zu Ende", sagte der 48-Jährige, der die Mannschaft im Jahr 2000 übernommen hatte. „Damals war gar nichts im Wasserball, wir haben sogar gegen eine kroatische Junioren-Auswahl verloren", sagte Nossek über diese düsteren Zeiten. „Ich hoffe, dass er weiter macht. Das wäre wirklich wichtig."

Nossek selbst wird dem Sport treu bleiben. Ob andere alte Recken wie der 40-jährige Keeper Alexander Tschigir oder der wuchtige Center Thomas Schertwitis (36) ihre Karriere fortsetzen, ist offen.

Stamm hatte sich schon zu aktiven Zeiten einen Ruf als lebende Wasserball-Legende erworben, als er als Center die Mannschaft zu großen Erfolgen führte und die Dominanz der Wasserfreunde Spandau 04 begründete. Er ist gewissermaßen der Heiner Brand des Wasserballs, beliebt bei Spielern und Fans, dazu sehr eloquent. Und er gilt als hervorragender Motivator. „Aber nun möchte ich nach den Spielen erst mal vier Wochen ins Land gehen lassen, und dann werde ich mit der verantwortlichen Leuten vom Deutschen Schwimmverband sprechen", erklärte Stamm nach der Niederlage. Sollte er seinen Rücktritt verkünden, wäre eine Ära beendet. Und dem deutschen Wasserball stünden unsichere Zeiten bevor.

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