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Sport: Wayne Gretzky weint

Kanadas Eishockey-Team erlebt ein Desaster in Turin

Turin - Die Augen von Tränen gerötet, der Blick leer, die Stimme belegt: Der große Wayne Gretzky bot nach dem schlechtesten Olympia-Abschneiden eines kanadischen Eishockey-Teams ein Bild des Jammers. „Ich bin auch nur ein Mensch. Die vergangenen drei Monate waren grauenhaft für mich“, sagte Teamleiter Gretzky nach dem 0:2 im Viertelfinal-Spiel gegen Russland und nahm alle Verantwortung auf sich. Der Tod von Mutter und Großmutter, der Wettskandal um Kotrainer und Gretzkys Ehefrau und nun der geplatzte Traum vom neuerlichen Gold – all dies entlud sich in einer erschütternden Viertelstunde im Pressekonferenzsaal der Esposizioni-Halle am Ufer des Po. Drei Mal spielten die Kanadier dort, drei Mal schossen sie kein Tor und verloren wie zuvor schon gegen die Schweiz und Finnland 0:2. „Mein Land ist großartig, und ich liebe es sehr. Ich fühle mich wie ein Vater, der seine Kinder im Stich gelassen hat“, sagte Gretzky.

„Niemand anders ist schuld. Ich werde darüber nachdenken, was am besten für mich und den kanadischen Verband ist“, sagte Gretzky, der Gold vor den Spielen als Ziel ausgegeben hatte. Die Abschiedsgedanken waren allerdings kaum verhallt, da sprach der 45-Jährige davon, dass er 2010 beim Heimspiel in Vancouver den Olympiasieg wolle.

Neben Platz sieben für Kanada komplettierten die mit 3:4 an Finnland gescheiterten USA als Achte das nordamerikanische Fiasko im Piemont, wo am Freitag Weltmeister Tschechien gegen Schweden und Russland gegen Finnland die Halbfinals bestreiten. 2002 hatten Kanada und die USA in Salt Lake City den Olympiasieg noch unter sich ausgemacht. Gretzky hatte sich dabei für seine 1998 entgangene Medaille als Spieler mit Gold als Mannschaftsleiter revanchiert.

Wie die Zukunft des Eishockeys aussieht, demonstrierten in Turin die Russen um NHL- Neuling Alexander Owetschkin, der in der 42. Minute die Führung herausschoss. „In meinem Land hüpfen alle vor Freude und trinken viel Wodka“, sagte der Teamkollege des deutschen Nationaltorhüters Olaf Kölzig bei den Washington Capitals. Insgesamt ließen sich bei diesem Turnier Europas NHL-Stars nicht von den überalterten nordamerikanischen Profis einschüchtern, die nicht als Mannschaften auftraten – und das genau 26 Jahre nach dem legendären Triumph der US-College- Boys über die Sowjetunion in Lake Placid. dpa

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