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Sport: Weder Mücken noch Pfiffe für Ribbeck

NÜRNBERG .Was ihn heute im ausverkauften Nürnberger Frankenstadion erwartet, weiß er nicht, doch was er nicht erwartet, verriet er bei der Pressekonferenz in Herzogenaurach: Mücken und Pfiffe.

NÜRNBERG .Was ihn heute im ausverkauften Nürnberger Frankenstadion erwartet, weiß er nicht, doch was er nicht erwartet, verriet er bei der Pressekonferenz in Herzogenaurach: Mücken und Pfiffe.Mit den fliegenden Plagegeistern hatte Erich Ribbeck einst bei einem Gastspiel mit der Nachwuchsauswahl in Finnland seine liebe Not.Pfiffe, so der DFB-Teamchef, dürfte es eigentlich nicht geben, "denn mit dem Sieg in Belfast haben wir die Grundstimmung bei den Fußballfans erheblich verbessert".Das soll sich heute fortsetzen, wenn die deutsche Nationalmannschaft im ersten Heimspiel des Jahres die Finnen empfängt (20.30 Uhr, live im ZDF).Es spricht sicher nicht nur für ein gesundes Selbstvertrauen, wenn Ribbeck nach dem Sieg gegen die Nordiren von seinem ursprünglichen Ziel, aus beiden Spielen vier Punkte zu holen, nun abrückt.Alle sechs sollen es sein.Bei aller Achtung vor den Skandinaviern - so vermessen klingt das nicht.

Natürlich, man wisse um die Konterstärke der Finnen, erwarte auch einen unbequemen Gegner, habe natürlich dessen Sieg in der Türkei durchaus registriert, aber "wir müßten stark genug sein, um diese Hürde zu nehmen" (Ribbeck).Und zwar mit derselben Elf, die in Belfast gewann.Die Frage, ob es das schon einmal gegeben habe, zwei Länderspiele in Folge mit denselben Akteuren, vermochte Erich Ribbeck nicht zu beantworten.Aber der DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach sprang ihm hilfreich zur Seite: Franz Beckenbauer habe einst 65 Spiele gebraucht, um das einmal zu bewerkstelligen.

Einer, der von dieser Konstellation nicht erbaut sein dürfte, ist Michael Preetz.Ribbeck fühlt mit ihm.Da habe der Herthaner gegen Kolumbien zwei Tore erzielt, sei Bundesliga-Torschützenkönig - und müsse nun auf der Bank sitzen."Das ist hart.Aber Michael Preetz nimmt das klaglos hin", glaubt der Teamchef zu wissen.Ein anderer, Opfer des neuen 3-4-3-Systems, klage gleichfalls nicht: der Dortmunder Andreas Möller.Wobei das Sensibelchen vielleicht sogar froh ist, vor heimischem Publikum nicht erneut auf den Prüfstand zu müssen.

Für Lothar Matthäus ist die Partie in Nürnberg ganz besonders ein Heimspiel.Gestern besuchte er seine Eltern in seiner ehemaligen fränkischen Heimat.Was wohl auch zu seinem psychischen Wohlbefinden beitrug."Überhaupt", so der Rekord-Nationalspieler, "wird heute in der Nationalmannschaft mehr gelacht." Wobei es für ihn unter Berti Vogts in Frankreich bei der WM ohnehin wenig zu lachen gab.Lange Zeit im Schatten Olaf Thons zu stehen, dürfte ihm nicht behagt haben, auch wenn er damals stets anderes kundtat.

Sein Comeback nach langer Pause gab er übrigens beim letzten Duell mit den Finnen.Es war im Mai vorigen Jahres in Helsinki, als die Deutschen nach einem Langweiler mit dem 0:0 gegen die vom erstaunlich selbstlosen Star Jari Litmanen geführten Gastgeber noch gut bedient waren.Auch daran hatte Ribbeck, abgesehen vom Ergebnis, keine Erinnerung mehr, mußte er auch nicht haben.Das Spiel bot einen kleinen Vorgeschmack auf das, was dann in Frankreich geschah.

Heute nun soll nicht nur ein Sieg her (Thomas Strunz meinte eher scherzhaft: "Vielleicht erwischen wir so einen Tag wie die Spanier gegen Österreich"), es soll sich auch spielerischer Glanz verbreiten.Das fordert nicht nur Franz Beckenbauer, das verspricht auch Matthäus: "Wir werden attraktiven Fußball spielen." Wann hat es den in den letzten Monaten schon gegeben? Ribbeck meint zu wissen, warum es so schwer ist, eine funktionierende Nationalmannschaft aufzubauen.Er sehe, so der Teamchef, manchmal Bundesligaspiele, da wären unter den 22 Spielern nur sechs Deutsche.Es klang nicht nach Entschuldigung, eher nach Erklärung.Bleibt zu hoffen, daß er heute abend zu später Stunde nicht in Erklärungs-Notstand gerät.

KLAUS ROCCA

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