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Sport: Weicher Boden – harte Muskeln

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von besonderer Bedeutung sind. Heute: die Adduktoren beim Speerwerfen.

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von besonderer Bedeutung sind. Heute: die Adduktoren beim Speerwerfen.

Den Speerwerfern machen regelmäßig die Adduktoren zu schaffen, also die Muskeln auf der Innenseite des Oberschenkels. Die verschiedenen Adduktoren sind Muskeln zum Heranziehen des Beines von außen nach innen. Adduktoren werden beim Stemmschritt, dem letzten Schritt vor dem Abwurf, extrem belastet. Auf den Athleten wirkt in diesem Moment das Zwei bis Dreifache seines Körpergewichts ein.

Zusätzlich beansprucht werden die Adduktoren, wenn ein Athlet beim Stemmschritt nicht zum Stehen kommt, sondern das vordere Bein (Stemmbein) ungewollt ein bisschen weiter nach vorne rutscht und dann erneut abgestoppt wird. Die Muskeln werden für einen kurzen Moment ent- und dann wieder maximal belastet. Es dreht sich hier teilweise um wenige Zentimeter, aber das genügt, um die Muskeln bzw. Sehnen zu belasten. „Das ist ein ganz besonders kritischer Punkt“, sagt der deutsche Speerwerfer Peter Esenwein, Zweiter des Europacups 2004. „In solchen Fällen entstehen immer wieder Verletzungen.“ Dieses Nachrutschen kann verschiedene Ursachen haben. „Entweder die Spikes unter den Schuhen sind zu kurz, so dass sie nicht vollständig greifen, oder der Belag des Stadions ist durch Hitzeeinwirkung zu weich, so dass er nachgibt. Problematisch ist auch ein Untergrund, der nicht mehr im besten Zustand ist. Ein Problem können aber auch Beläge sein, deren Gummistärke zu dünn ist und unter denen sofort ein Teerbelag kommt. Dann dringen die Spikes auch nicht tief genug in den Tartanbelag ein und können nicht richtig greifen.

Fast jeder Spitzen-Speerwerfer, sagt Esenwein, habe im Verlauf seiner Karriere Adduktorenprobleme. Die Muskeln werden dann hart, man kann sie nicht mehr so stark belasten, die Speere fliegen nicht mehr so weit wie gewünscht. Esenwein selber hatte zwei Wettkampfjahre durch Adduktorenverletzungen verloren. Bei ihm ist dabei im Ansatzbereich der Adduktoren eine Sehne angerissen, und er musste sechs Monate warten, bis er sich wieder voll belasten konnte. Vermeiden können Athleten Adduktorenverletzungen, indem sie neben dem richtigen Schuhwerk den Stemmschritt optimal gestalten. Die beste Länge des letzten Schritts liegt je nach Größe und Anlaufgeschwindigkeit eines Werfers zwischen 1,80 Meter und 2,20 Meter. Esenwein, 1,89 Meter groß, hat für sich ein optimales Maß von 2,00 Meter errechnet. fmb

Morgen endet unsere Serie „Der kritische Punkt“ mit dem Gehirn beim Schach.

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