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Sport: WEISE nach Peking

Wie kann man ein Tigerjunges fangen, ohne sich in die Höhle des Tigers zu wagen? Buch der Hou-Han-Dynastie Wer als Ausländer einen Chinesen zum Lachen bringen will, der antwortet ihm auf die Frage nach dem eigenen Befinden: „Ma ma hu hu.

Wie kann man ein Tigerjunges fangen, ohne sich in die Höhle

des Tigers zu wagen?

Buch der Hou-Han-Dynastie

Wer als Ausländer einen Chinesen zum Lachen bringen will, der antwortet ihm auf die Frage nach dem eigenen Befinden: „Ma ma hu hu.“ Im übertragenen Sinne bedeutet das: „Es geht so.“ Was eigentlich nicht besonders lustig ist, doch der chinesische Gesprächspartner wird deshalb lächeln, weil er dem Ausländer derart fortgeschrittene Kenntnisse seiner Sprache gar nicht zugetraut hätte. Die wörtliche Übersetzung von „ma ma hu hu“ lautet nämlich: Pferd, Pferd, Tiger, Tiger.

Der Tiger ist in der chinesischen Sprache eine beliebte Metapher. In der aktuellen Weisheit aus dem über 1000 Jahre alten Buch der Hou-Han-Dynastie steht er sogar im Mittelpunkt. „Wie kann man ein Tigerjunges fangen, ohne sich in die Höhle des Tigers zu wagen?“, heißt es in der Geschichte des Ban Chao. Es ist eine Frage, die hierzulande nicht mehr oft gestellt wird. Warum auch, angenommen man beträte tatsächlich besagte Höhle und finge das Tigerjunge – was anfangen mit ihm? Die moderne Zivilisation ist auf das Halten von Tigerjungen nicht mehr eingerichtet, nur Zoo oder Zirkus hätten vielleicht noch Verwendung dafür. Doch auch in diesem Fall gilt es wohl eher, die wörtliche Übersetzung zu vernachlässigen und sich der übertragenen Bedeutung der Weisheit zu widmen. Sie dürfte lauten: Wer etwas Großes erreichen will, muss auch viel riskieren. Mit anderen Worten: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Womit wir schließlich bei den Olympischen Spielen von Peking wären.

Viele Athleten wollen gewinnen im August, nur den wenigsten wird es vergönnt sein. Jetzt läuft die Zeit der letzten Vorbereitungen, in den Schwimmbecken, Trainingshallen und Krafträumen dieser Welt werden die entscheidenden Grundlagen gelegt für die Erfolge in Peking. Es ist auch die Zeit der Qualen. Die Schultern schmerzen unter der Gewichte Last, die Hanteln rutschen aus verschwitzten Händen, die Kräfte zollen der Erschöpfung Tribut. Das ist exakt der Moment, an dem es für die Athleten gilt, sich noch einmal ihres hehren Zieles zu vergewissern, Mut zusammenzunehmen und alle Kraft, und sie dann zu betreten, die Höhle des Tigers.Benedikt Voigt

— An dieser Stelle trainieren wir schon einmal für die Olympischen Spiele in der Disziplin Sprücheklopfen. Die Weisheit stammt aus dem Buch „Chinesische Aphorismen – berühmte Sprüche chinesischer Denker aus fünf Jahrtausenden“, erschienen im Sinolingua-Verlag.

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