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Sport: Weit weg von den Champions

Nach dem 1:4 in Porto kann sich der Hamburger SV ganz auf die Bundesliga konzentrieren

Die Stimmung war schon nach 45 Minuten schlecht. „Wir haben uns in der Halbzeit gesagt: Wir müssen versuchen, unser Gesicht zu wahren“, sagte Thomas Doll nach dem Debakel. Seine Mannschaft hatte am Dienstag 1:4 beim FC Porto verloren, und selbst das klare Ergebnis drückte den Leistungsunterschied zwischen dem Hamburger SV und den Portugiesen in diesem Spiel nur unzureichend aus. „Bisher war es für keinen der drei Gegner besonders schwer, gegen uns zu gewinnen“, sagte Doll. Unter den nun 14 sieglosen Pflichtspielen des HSV in Serie waren auch drei Niederlagen in der Champions League, die Chance auf den Einzug ins Achtelfinale ist bereits vertan. „Wir hatten alle einen großen Traum. Den haben wir ein bisschen leichtfertig preisgegeben“, sagte Doll. „Es waren einzelne Fehler, die uns ins Hintertreffen gebracht haben.“ Das erste Mal zeigte sich die tiefe Verunsicherung der Hamburger in Porto, als Verteidiger Collin Benjamin den Ball Portos Anderson in den Lauf legte; Lisandro Lopez stand völlig frei, als er die Hereingabe locker verwandelte. „Wenn man so spielt, hat man die Champions League nicht verdient“, sagte auch Benjamin über seine eigene Leistung.

Eher nach Ausflüchten rang Danijel Ljuboja, der kurz vor der Pause im Strafraumeck eine Flanke mit weit ausgestrecktem Arm aufgehalten hatte: „Ich habe den Ball nicht gesehen und dann unglücklich an die Hand bekommen. Ein Reflex war es nicht“, behauptete der Serbe. Lucho Gonzalez verwandelte den folgenden Elfmeter kurz vor der Halbzeit zum 2:0 für Porto. „Es war ein Blackout, und es gibt natürlich keine Entschuldigung dafür“, sagte Doll über Ljubojas Handspiel. „Danijel ist im Moment der unglücklichste Mensch bei uns.“ Diesen Status zu erlangen, ist derzeit gar nicht so einfach. „Viele bei uns haben einen Rucksack auf, und wenn man den Gegner so einlädt, wird eben ein Kühlschrank daraus“, sagte Doll. Mit solchem Gepäck konnten die Hamburger am Dienstag zwei weitere Gegentore nicht verhindern, Piotr Trochowskis Treffer spielte keine Rolle mehr. Trotz der Negativserie will Doll nicht aufgeben. „Wir haben viele Kämpfer, auch im Verein. Ich habe das Gefühl, dass die Jungs bei mir sind.“

Der Vorstand ist es auch. „Doll ist ein Riesen-Trainertalent, das jetzt auch mit Rückschlägen fertig werden muss“, sagte Vorstandschef Bernd Hoffmann. „Was wir jetzt brauchen, ist einen in Ruhe arbeitenden Trainer und hoffentlich die eine oder andere positive Nachricht aus der medizinischen Abteilung.“ Zwar kehrte Thimothee Atouba nach längerer Verletzungszeit in Porto zurück, dafür fällt jetzt in Raphael Wicky ein weiterer Defensivspieler mit einem Muskelfaserriss mindestens drei Wochen aus. Am Sonntag bei Bayer Leverkusen wird also wieder eine anders besetzte Mannschaft versuchen müssen, die Krise zu beenden.

Unter die besten 20 Mannschaften Europas wollten sie in Hamburg. Jetzt können sie sich darauf konzentrieren, unter den ersten 15 Deutschlands zu bleiben.

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