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Sport: Weit weg

Herthas Trainer Falko Götz hat Thorben Marx immer gefördert – jetzt aber hat er ihm eine Warnung erteilt

Berlin - Am Tag nach der Enttäuschung hat Thorben Marx ein außergewöhnliches Erfolgserlebnis gehabt. Es war im Spiel gegen den 1. FC Köln, von der Torauslinie flog eine Flanke in den Strafraum, Marx stand am Elfmeterpunkt, erwischte den Ball genau und schoss ihn zum 3:2 für Hertha BSC ins Tor. Es war für Marx nicht nur deshalb ein außergewöhnlicher Treffer, weil er ihn mit dem linken, seinem schwachen Fuß erzielt hat. Sondern auch, weil er für die falsche Mannschaft getroffen hatte – für Herthas Amateure. Seit drei Jahren gehört Marx zu Herthas Profikader, 54 Bundesligaspiele hat er bisher bestritten, am Samstag aber, gegen Werder Bremen, gehörte er zum ersten Mal in dieser Saison nicht zum Aufgebot der Profis.

Am Freitag hatte Herthas Cheftrainer Falko Götz dem Mittelfeldspieler diese Entscheidung mitgeteilt. „Das ist natürlich keine schöne Situation für mich“, sagt Marx, „aber auch nicht so dramatisch“. Schließlich soll die Verbannung zu den Amateuren in der Regionalliga keine dauerhafte Abstrafung sein, sondern nur eine Art Denkanstoß.

„Thorben muss darüber nachdenken, wie es mit ihm weitergehen soll“, sagt Götz. „Ich habe ihm eröffnet, wie er wieder dahin kommt, wo er schon einmal war und wo wir ihn wieder haben wollen.“ Götz hat Marx’ Karriere von ihrem Anfang an wohlwollend und vor allem fördernd begleitet. Er holte ihn einst von der A-Jugend zu den Amateuren, und als Götz im Frühjahr 2002 übergangsweise die Profis trainiert hat, stieg der damals 20-jährige Marx zum Stammspieler auf. „Unter ihm habe ich die größten Fortschritte gemacht“, hat Marx einmal gesagt. Umso überraschender muss ihn nun die Strafmaßnahme des Trainers getroffen haben.

Die Enttäuschung bei Götz hatte sich über einen längeren Zeitraum angestaut. Schon nach Herthas 3:1-Sieg gegen Leverkusen vor drei Wochen hatte sich der Trainer kritisch über Marx geäußert. „Das war alles so eine Einheitssoße“, hat er damals über dessen Leistungen im Training gesagt – und gehofft, dass es damit nun vorbei sei, nachdem Marx gegen Leverkusen das 2:0 erzielt hatte. Doch diese Hoffnung hat sich als verfrüht erwiesen. „Thorben ist ein Spieler, der von seiner Dynamik lebt, ein gutes Passspiel und strategische Fähigkeiten hat“, sagt Götz. „Von diesen Fähigkeiten ist er im Moment weit weg.“

Das liegt auch daran, dass Marx fast die komplette Vorsaison ausgefallen ist. Am fünften Spieltag riss sein Kreuzband, bis zum Saisonende kam er nicht mehr zum Einsatz. Zur neuen Spielzeit aber wollte Marx wieder angreifen. „Am Anfang lief es noch richtig gut“, sagt er. Allerdings hätten ihm die Physiotherapeuten auch erzählt, dass es nichts Ungewöhnliches sei, wenn man dann, so wie er, wieder in ein Loch falle. Zurzeit treibt Marx neben dem normalen Mannschaftstraining dreimal in der Woche spezielles Krafttraining für die immer noch ein wenig müde Muskulatur. Falko Götz sagt, „dass wir Thorben Zeit geben, aber er muss auch mitarbeiten“.

Am Sonntag in der Regionalliga hat Karsten Heine, Herthas Amateur-Trainer, Marx „sehr engagiert, sehr diszipliniert und sehr entschlossen“ erlebt: „Er war zweifelsohne eine der Stützen meiner Mannschaft.“ So wie es scheint, hat Thorben Marx die Warnung verstanden.

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