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Salomon Kalou hat 2012 die Champions League gewonnen. Kehrt er mit Hertha noch einmal zurück in die europäische Königsklasse?

© dpa

Weiter Dritter in der Bundesliga: Führt Salomon Kalou Hertha BSC in die Champions League?

Gegen Eintracht Frankfurt war Salomon Kalou mal wieder Herthas entscheidender Mann. Der Ivorer ist schon reif für den Europapokal - sein Team auch?

Kurz vor Schluss gab es beim Heimsieg von Hertha BSC gegen Eintracht Frankfurt sogar noch einen symbolischen Moment. Trainer Pal Dardai holte die Vergangenheit vom Platz und gab der Zukunft die Ehre. Maximilian Mittelstädt, 18 Jahre alt und Zögling der eigenen Nachwuchsakademie, durfte sein lange angekündigtes Debüt in der Fußball-Bundesliga geben.

Für ihn musste Salomon Kalou vom Platz, 30 inzwischen und damit gewissermaßen ein Mann aus der Vergangenheit. Zumindest hätte man das vor einem Jahr so gesehen, als Kalou nur schwer den Verdacht hätte ausräumen können, dass er eher wegen des grandiosen Nachtlebens nach Berlin gewechselt ist und nicht um seines fußballerischen Fortkommens willen. Inzwischen glaubt das niemand mehr. Der Ivorer ist wieder so was von Gegenwart – wenn nicht sogar mehr. „Was er macht, ist Wahnsinn“, sagt Herthas Mittelfeldspieler Per Skjelbred. „Er hat viel erreicht und trotzdem noch Hunger.“

Dass die Berliner das zähe Spiel gegen den Abstiegskandidaten aus Frankfurt doch noch mit 2:0 für sich entschieden hatten, lag laut Trainer Dardai an einer deutlichen Leistungssteigerung nach der Pause, an einer überzeugteren Körpersprache, einer besseren Raumaufteilung – „und an der individuellen Qualität von Salomon“. Kalou bereitete das 1:0 von Mitchell Weiser vor, das 2:0 erzielte er selbst. Auf zwölf Saisontore hat er es inzwischen gebracht. Eine beeindruckende Zahl. Noch beeindruckender ist seine Bilanz in der Rückrunde. Die Mannschaft ist nach der Winterpause nur schleppend in Gang gekommen, sieben Tore hat sie in sieben Spielen erzielt – an fünf war Kalou beteiligt.

„Er ist der Chef“, sagt Skjelbred. Was nicht wörtlich zu verstehen, sondern eher im übertragenen Sinne gemeint ist. Kalou führt nicht das große Wort, er zeigt der Mannschaft vor allem mit seiner Art, wo es hingehen soll. „Salomon ist ein großes Vorbild für alle“, findet Skjelbred. „Er spielt mit großem Herz.“ Das hat die Mannschaft vor allem in den ersten Wochen des Jahres gebraucht, als sie angesichts der schönen neuen Möglichkeiten überraschend hasenfüßig daherkam. Dardai hat den Spielern empfohlen, sie sollten Kalou beobachten, „wie er sich bewegt“. Völlig unbeeindruckt nämlich, weil er solche Tabellenregionen kenne. „Für ihn ist es kein Stress, sondern Motivation“, sagt Herthas Trainer. „Das ist Kopfsache.“

Kalou ist ein Ausnahmespieler, der zu Ausnahmemomenten fähig ist

Was Kalou im Kleinen betrifft, gilt im Großen auch für Hertha insgesamt. Eine solche Entwicklung war im Sommer nicht zu erwarten. Nach dem Sieg gegen die Eintracht haben die Berliner 42 Punkte auf dem Konto und damit den Klassenerhalt geschafft. „Das war das Ziel“, sagte Dardai. „Das Trainerteam hat schon seine Koffer gepackt: Wir gehen jetzt in Urlaub.“ Gehen sie natürlich nicht. „Den Klassenerhalt haben wir abgehakt“, verkündete Mitchell Weiser. „Jetzt müssen wir uns neue Ziele setzen.“ Als Tabellendritter haben sich Herthas Spieler ja zuletzt schon immer häufiger Fragen nach Europa ausgesetzt gesehen. Wenn es so weitergeht, wird sich bald die Frage stellen, ob Hertha schon reif ist für die internationale Herausforderung. Salomon Kalou ist es auf jeden Fall.

Der Mann hat immerhin 2012 mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen. 60 Europacup-Einsätze (elf Tore) stehen in seinem Lebenslauf, davon 54 Spiele in der Champions League (acht Tore). Nicht nur wegen seiner beeindruckenden Biografie nennt Dardai den Ivorer einen Ausnahmespieler. Ein Ausnahmespieler, der zu Ausnahmemomenten fähig ist.

Wenn Kalou im Mittelfeld den Ball führt, hat man immer häufiger das Gefühl, dass in Kürze etwas Entscheidendes passieren wird. Die gegnerischen Versuche, ihm den Ball zu entwinden, lässt er unbeeindruckt an sich abprallen. So auch vor Weisers 1:0 am Mittwochabend gegen die Frankfurter. Kalous Vorbereitung war einer dieser Ausnahmemomente: Er zog drei Verteidiger auf sich, behauptete den Ball und legte ihn dann auf Weiser zurück, der ihn mit seinem schwächeren linken Fuß unter die Latte schmetterte.

„Ein großartiges Tor“, sagte Kalou. Dank einer großartigen Vorbereitung? Kalou lächelte. Zwei Möglichkeiten habe er gehabt, antwortete er: entweder Weiser im Rückraum anzuspielen oder Vedad Ibisevic im Strafraum. Kalou entschied sich für Weiser. „Ich glaube, es war eine gute Wahl.“

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