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Der Kreis der Besten: Die Fifa-Weltauswahl dieses Jahres.

© Alastair Grant/dpa

Weltfußballer Ronaldo: Schluss mit dem deutschen Eigensinn!

Die deutsche Delegation hat sich bei der Kür des Weltfußballers lieber dem Provinzialismus hingegeben, anstatt mit einer ernsthaften Wahl Anerkennung zu zeigen. Ein Kommentar.

Man muss ja leider schon froh sein, wenn sich die Fifa überhaupt einmal ein Stück weit transparent zeigt. Bei der Weltfußballerwahl tut sie das insofern, als dass sie hinterher eine Liste veröffentlicht, aus der namentlich hervorgeht, für wen die Vertreter aller Nationen jeweils gestimmt haben. Das fördert interessante Ergebnisse zutage.

Die deutsche Abordnung aus DFB-Kapitän Manuel Neuer, Trainer Joachim Löw und Medienvertreterin Katrin Müller-Hohenstein hat es zum Beispiel hinbekommen, nicht eine ihrer insgesamt neun Stimmen für Sieger Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi abzugeben. Dass die beiden Ausnahmespieler den Weltfußball seit Jahren dominieren und den Titel so in einer nie dagewesenen Ära Jahr für Jahr unter sich ausmachen, mag den einen oder anderen vielleicht langweilen. Verdient haben sie es bei einer Wahl, in der die Welt zusammenkommt, um ihre Besten zu prämieren, jedoch für ihre individuellen Leistungen wie auch ihren Wert für ihre Teams und ihre Titel allemal.

Die drei deutschen Delegierten haben sich dennoch lieber dem Provinzialismus hingegeben und alte Bundesliga-Bekannte wie eben Neuer, Robert Lewandowski, Arturo Vidal oder Toni Kroos gewählt. Klar, alle sind Weltklasse-Spieler, gerade Kroos hat wohl sein bislang stärkstes Jahr hinter sich und war unbestritten einer der Fixpunkte für Real Madrids dominante Saison. Im Gegensatz zu den Bayern-Profis hat er auch den Champions-League-Titel gewonnen. Das würde seine Wahl vielleicht eher rechtfertigen – aber in Deutschland wollte man ihn ja nicht einmal zum Fußballer des Jahres wählen; da waren dann plötzlich die Meriten von Philipp Lahm wichtiger.

Dass die deutschen Vertreter jetzt auch Ronaldo und Messi außen vor lassen, hat dann doch eher etwas vom Geruch eines miefig-vorauseilenden Patriotismus als von anerkennender Größe bei einer internationalen Wahl.

Leonard Brandbeck

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