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Im Dienste Ihrer Majestät. Seite 2009 geht Stefan Mücke für Aston Martin an den Start. Foto: Imago

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Sport: Weltmeister über Umwege

Stefan Mücke war Berlins großes Motorsporttalent, dann wurde es still um ihn – nun steht er vorm Titelgewinn in der Langstrecken-WM.

Der Fuji kam Stefan Mücke zu Hilfe. Ein richtiges Autorennen wurde unterhalb von Japans heiligem Berg nicht gefahren: Strömender Regen und teilweise Nebel ließen nicht mehr als ein paar halbherzige Versuche hinter dem Safety-Car zu beim Abstecher der neuen Langstrecken-WM-Serie WEC. 16 Runden waren es insgesamt, als man es nach insgesamt viereinhalb der geplanten sechs Stunden und drei Abbrüchen endgültig aufgab. Aber das Rennen galt als gefahren, es gab Sieger. Audi stand in der Prototypen- Klasse als erster Marken-Weltmeister fest. In der serienautonahen GTE-Pro-Klasse fuhren Mücke und seine Mitfahrer Darren Turner und Fred Makowiecki in ihrem Aston Martin als Erste ins Ziel, wobei nur letzterer überhaupt im Auto gesessen hatte.

Und es gab eine Wertung, wenn auch nur halbe Punkte. „Aber das hat uns trotzdem sowohl in der Team- als auch in der Fahrerwertung noch näher an die Spitze herangebracht“, sagte der Berliner erfreut. „Man muss alles mitnehmen, wie es kommt.“ Bei zwei noch ausstehenden Rennen in Schanghai und Bahrain und nur fünfeinhalb Punkten Rückstand auf den führenden Ferrari stehen die Chancen damit alles andere als schlecht, dass Stefan Mücke sich am Ende des Jahres Weltmeister nennen kann. „Fuji war eigentlich die Strecke, vor der wir am meisten Bedenken hatten, weil wir da letztes Jahr sehr schlecht zurecht gekommen sind“, sagte Mücke. „Die beiden anderen sollten uns eigentlich besser liegen.“

Der WM-Titel wäre die Krönung einer alles andere als geradlinigen Karriere. Am Anfang galt der heute 32 Jahre alte Sohn des Berliner Motorsport-Teamchefs Peter Mücke als neues großes Talent im Rennsport, sogar als einer mit Formel-1-Potenzial. Immerhin stand da der Sieg in der Formel BMW 1998 zu Buche, die lange Zeit das Sprungbrett für eine große Karriere war. Auch Sebastian Vettel und Nico Rosberg starteten von dieser Serie aus durch. Mücke wurde 2001 noch Vizemeister in der deutschen Formel 3 – doch dann sah er sich mit dem Problem konfrontiert, das sehr viele hoffnungsvolle Talente trifft. Ein Aufstieg in die nächsthöhere Kategorie, damals noch die Formel 3000, war einfach nicht finanzierbar. „Aber zum Glück hatte ich ja schon aus meiner Formel-3-Zeit eine enge Verbindung zu Mercedes – so war der Schritt in die DTM eine schöne und logische Folge.“

Fünf Jahre bleib er in der deutschen Tourenwagenserie DTM, ohne große Erfolge zu feiern. Dann verschwand Mücke ganz aus der öffentlichen Wahrnehmung, als er in den Langstreckensport wechselte, der in Deutschland kaum im Blickpunkt steht. „Aber für mich war das kein Abstieg, im Gegenteil“, sagt er. „Ich wollte mich stärker international aufstellen, die DTM ist doch eine sehr nationale Angelegenheit. Und dazu ist der Langstreckensport ideal. Dazu das Highlight der 24 Stunden von Le Mans, das mich als ganz große Herausforderung schon immer gereizt hat.“

Seit 2009 fährt er für Aston Martin, die Wiedereinführung der Langstrecken-WM 2012 gab dieser Spielart des Motorsports neuen Aufwind. Die Konkurrenz in der GTE-Pro-Kategorie ist groß, die Entscheidungen sind so knapp, dass manchmal nach sechs Stunden noch drei Autos innerhalb von zehn Sekunden liegen. Neben Aston Martin sind da die Traditionsmarken Ferrari und Porsche aktiv, auf Fahrerseite einige ehemalige Formel-1-Piloten wie Giancarlo Fisichella und Kamui Kobayashi bei Ferrari oder Bruno Senna bei Aston Martin selbst, der sich auch schon hin und wieder mit Mücke ein Auto teilte. Unter anderem bei dem nicht zur WM gehörenden 24-Stunden-Rennen in Barcelona Anfang September, bei dem Mücke von einem Porsche so unsanft von der Strecke befördert wurde, dass er sich zwei Rippen brach. „Inzwischen bin ich aber wieder fit, es ist weitgehend ausgeheilt und behindert mich nicht mehr.“

Sein Programm besteht schließlich nicht nur aus den acht WM-Läufen, „ich fahre ja auch noch viele andere Rennen für Aston, vor allem in der GT3-Serie, dann auch in Asien“. An die 30 Rennen fahre er pro Jahr, „das ist ein ganz schönes Programm, aber es macht auch unheimlich viel Spaß. Und sollte es am Ende mit dem Titel klappen, wäre das natürlich das Allergrößte.“

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