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Lettlands Torschützen jubeln während der WM.

© Monika Skolimowska/ dpa

Weltmeisterschaft in Köln: Warum Eishockey in Lettland so beliebt ist

Um das Viertelfinale zu erreichen, muss das deutsche Team heute Lettland schlagen. Dort ist Eishockey Nationalsport.

Auf den Wiesen rund um die Kölnarena ist dieser Tage Lettischrot eine dominierende Farbe. Wenn die Nationalmannschaft des kleinen baltischen Landes mal nicht in der Halle Eishockey spielt, dann müssen die vielen Fans die Zeit ja sinnvoll und vor allem kostengünstig verbringen. Früher, 2001, als die WM schon mal in Köln gastierte, schliefen viele Fans nachts sogar in den Kölner Parks. Auch heute noch ist Lettland eines der nicht so gut situierten Länder der Europäischen Union – und eine Reise nach Deutschland kostet eben. Ein Fan sagt in Köln, er habe das ganze Jahr für die zwei Wochen in Köln gespart.

Für die Spieler des lettischen Teams ist es selbstverständlich, dass sie in der Kölnarena von etwa 5000 eigenen Fans angefeuert werden. Das gehe ja schon seit zwei Jahrzehnten so, sagt der junge Verteidiger Uvis Janis Balinskis, „also weit vor meiner Zeit“. Der 20 Jahre alte Profi von Dynamo Riga, einst im Nachwuchs der Augsburger Panther aktiv, sagt: „Wir werden gegen Deutschland gewinnen, weil wir das bessere System haben.“ Angst vor einem Auswärtsspiel habe er nicht. „Es wird voll mit lettischen Fans sein“, sagt Balinskis.

Parlament unterbricht Sitzungen

In Lettland ist Eishockey ein Nationalsport, obwohl gerade einmal 5000 Spieler organisiert sind, in einem Land mit knapp zwei Millionen Einwohnern. Der beste Klub, Dynamo Riga, spielt seit ein paar Jahren in der von Russland initiierten internationalen Liga KHL mit. Das Nationalteam setzt sich zu einem großen Teil aus Rigaer Spielern zusammen, die andere Hälfte spielt im Ausland, mit Zemgus Girgensons (Buffalo Sabres) ist allerdings nur ein Spieler aus der National Hockey League im WM- Team. Von der Besetzung her ist das deutsche Team wohl stärker einzuschätzen.

Das Auftreten der Letten hat für die Menschen im Land eine ungleich größere Bedeutung als etwa das der deutschen Mannschaft hierzulande. In Lettland ruht das öffentliche Leben, wenn das Nationalteam spielt. Selbst das Parlament unterbricht Sitzungen, wenn Lettland parallel spielt. Bei der WM in Lettland im Jahr 2006 haben sich die Fans allerdings so daneben benommen, dass ein Spiel vor einem Abbruch stand.

Schlachtruf "Latvija"

Der Ruf der Fans, die Weltverbands-Präsident Rene Fasel einst als „die besten der Welt“ lobte, hat gelitten. Eishockey ist eben kein Spaß in Lettland und das wird es auch am Dienstag nicht sein, wenn der Schlachtruf „L-A-T-V-I-J-A“ durch die Kölnarena dröhnen wird.

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