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Sport: Wenn Arroganz bestraft wird

Alles eine Frage der Feinheiten. Wäre Usain Bolt um einen Wimpernschlag zu früh losgerannt, wäre ihm wegen einer Hundertstelsekunde dieser Fehlstart im WM-Finale unterlaufen, hätte er wahrscheinlich seinen Mythos noch vergrößert.

Alles eine Frage der Feinheiten. Wäre Usain Bolt um einen Wimpernschlag zu früh losgerannt, wäre ihm wegen einer Hundertstelsekunde dieser Fehlstart im WM-Finale unterlaufen, hätte er wahrscheinlich seinen Mythos noch vergrößert. Der tragisch gescheiterte Held, mit diesem Etikett hätte er sein Image ergänzen können, Bolt hätte dann beim nächsten Duell seine grandiose Überlegenheit demonstrieren können. Er hätte dann im Startblock verharren und trotzdem seine Gegner in Grund und Boden rennen können. Bolt, die Legende.

Aber sein grotesker Frühstart lässt nur eine Erklärung zu: Er ist auch nur ein Mensch, der unter enormem Druck steht, so stark, dass er mit reinem Willen den Körper nicht immer kontrollieren kann. Dass er kein Computer ist, wusste man ja. Er hatte sich gestern als Mensch gezeigt, dass hätte ihn sogar Sympathien bringen können. Doch diesen Zuspruch blockierte Bolt, weil er Gefangener seiner Showman-Rolle ist. Seine Gesten mag er als Teil der Show betrachten, in Wirklichkeit dokumentieren sie eine Respektlosigkeit. 9,95-Sekunden-Sprinter wie Dix und Blake in Daegu vor einem WM-Start als sportliche Nobodys zu disqualifizieren, ist eine Frechheit.

Bei der Pleite eines Superstars schwingt immer auch Schadenfreude mit, das ist normal. Sollte sie diesmal größer sein als üblich, hat sich Bolt das selbst zuzuschreiben. Und das hat er dann auch verdient.

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