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Sport: Wenn der Zufall Schicksal spielt

Das Duell um den WM-Titel der Formel 1 zwischen Schumacher und Alonso könnte noch spannend werden

Die Werbeplakate hängen in Sao Paulo an jeder Straßenecke und verkünden: „Das finale Duell“. Darunter sind die beiden Rivalen Michael Schumacher und Fernando Alonso zu sehen, die so blicken, wie es sich vor dem letzten Grand Prix des Jahres gehört: Aug in Aug, ehrgeizig, entschlossen. Zumindest auf den brasilianischen Plakaten ist die Entscheidung im Rennen um den Weltmeistertitel der Formel 1 noch nicht gefallen. Doch auch in der Realität ist es gar nicht so abwegig, am Sonntag (19 Uhr, live bei RTL und Premiere) in Sao Paulo ein sportlich spannendes Finale zu erwarten.

Der erste Teil der Voraussetzungen für eine letzte und entscheidende Wende im Titelkampf, ein Sieg von Michael Schumacher in Interlagos, ist alles andere als unwahrscheinlich. Beim letzten Test in Jerez glänzte Michael Schumacher mit sehr guten Zeiten, Ferrari wirft für das Finale noch einmal alles ins Rennen, einschließlich einer neuen Motorenentwicklungsstufe, die jetzt auch 20 000 Umdrehungen schaffen soll. Das birgt ein Risiko, aber wenn der Motor hält, könnte das für Michael Schumacher ein paar zusätzliche PS bringen. Schumachers Teamkollege Felipe Massa glaubt jedenfalls nicht, dass der siebenmalige Weltmeister den Kampf um seinen achten Titel innerlich schon aufgegeben hat, obwohl dieser das öffentlich erklärt hatte. „Ich an seiner Stelle würde auf jeden Fall noch nicht das Handtuch werfen. Es wird schwierig, aber es ist nicht unmöglich.“

Schwieriger als Teil eins dürfte Teil zwei der Voraussetzungen für den achten Titelgewinn von Michael Schumacher zu erfüllen sein: null Punkte für Alonso. Wenn der Spanier nur einigermaßen problemlos durchfährt, dürfte er keine Schwierigkeiten haben, unter die ersten acht zu kommen. Und da er ja nicht wirklich attackieren muss, sinkt auch das Risiko eines technischen Defekts. Gerade bei einem normalerweise sehr zuverlässigen Auto wie Alonsos Renault passiert so etwas normalerweise hauptsächlich im absoluten Grenzbereich – in den er sich am Sonntag vermutlich gar nicht begeben muss. So haben die Franzosen angekündigt, bei der Motorenwahl auf Nummer sicher zu gehen. Man bringt nicht die leistungsstärkste Variante, die man für ein knappes Finale noch bereitgehalten hätte, sondern eine, die sich bis jetzt als absolut zuverlässig erwiesen hat.

Wobei es sich nie hundertprozentig ausschließen lässt, dass bei der Technik unerwartet doch etwas schiefgeht. Höher aber scheint das Risiko eines Ausfalls durch einen Unfall – eine Startkollision etwa oder eine kleine Feindberührung, das ist alles schnell passiert. Vor allem, weil bei aller eigener Vorsicht, die Alonso an den Tag legen kann, ja auch noch seine Konkurrenten mitspielen müssen. Sicher werden die meisten eher ein bisschen Zurückhaltung walten lassen und nicht in ein WM-Finale eingreifen und den potenziellen Weltmeister von der Strecke befördern. Das würde in der eigenen Karrierebilanz nicht sonderlich gut aussehen.

Aber auch hier gilt: Nicht alles in der Formel 1 ist kontrollierbar, auch der Zufall kann schnell Schicksal spielen. Dass Alonsos Schicksal den Namen des Ferrari-Fahrers Felipe Massa tragen könnte, weist der Brasilianer aufs Heftigste zurück. Ihn absichtlich von der Stecke zu befördern, als höchste Form der Hilfe sozusagen, „das würde ich nie tun, das ist nicht in mir, in meiner Persönlichkeit. Das wird nicht passieren.“

Was Fernando Alonso auf keinen Fall brauchen kann, ist ein unberechenbares Chaos-Rennen, so wie etwa an gleicher Stelle 2003, als er im Regen einen heftigen Crash erlebte – den bisher schwersten Unfall seiner Karriere überhaupt. In den vergangenen Tagen hat sich Sao Paulo bei Temperaturen von kaum mehr als 20 Grad und mehr oder weniger heftigen Regenschauern eher von seiner unfreundlichen Seite gezeigt. So hofft der Spanier wohl mehr als die anderen, dass es wenigstens bis Sonntagabend aufhört, immer wieder zu regnen.

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