zum Hauptinhalt

Sport: Wenn die Konstanz fehlt

Werder blamiert sich: 1:2 gegen Bielefeld

Schon wenige Sekunden nach der 1:2 (1:1)-Niederlage gegen Arminia Bielefeld war von Werder Bremens Spielern nichts mehr zu sehen. Sie verschwanden in der Kabine und kamen eine Dreiviertelstunde lang nicht mehr heraus. Es gab kein Auslaufen, keine Kommentare und erst recht fehlte eine schlüssige Erklärung nach dieser völlig unerwarteten Pleite. „Wir wollten gut ins neue Jahr starten und verlorenen Boden aus der Hinrunde gutmachen, aber dieser Schuss ist nach hinten losgegangen“, sagte wenigstens Sportdirektor Klaus Allofs. Er nannte das einen „herben Rückschlag“, und man müsse eben nur auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga schauen, um ihn zu verstehen: Die Bremer wollten den Anschluss an die Champions-League-Plätze herstellen und liegen jetzt zehn Punkte zurück. Der Mannschaft fehlt die Hartnäckigkeit in dieser Saison, der letzte Biss – und vor allem die Konstanz.

Werder Bremen setzte gestern einen fatalen Trend der Hinrunde fort, als ob es die Winterpause nie gegeben hätte: Die Mannschaft lässt in dieser Saison einem guten Spiel mit hoher Verlässlichkeit gleich wieder ein schlechtes folgen. Ab sofort kann man also statt des Beispiels Hertha BSC (5:0)/Panathinaikos Athen (0:3) auch die Abfolge Dortmund (2:1 im Pokal) und Bielefeld bemühen, um diese Wechselhaftigkeit zu beschreiben. So lässt sich die Aufholjagd mit dem Ziel Platz drei kaum bestreiten.

Wäre es nach der Statistik gegangen, hätten die Bielefelder gar nicht anzutreten brauchen im Weserstadion. Sie hatten dort noch nie gewonnen und waren zudem 25 Auswärtsspiele in Folge sieglos geblieben. Trotzdem gingen sie durch Thorben Marx in Führung, weil Werder nach gutem Beginn die Linie verlor. Nicht einmal Almeidas Ausgleichstor kurz vor der Pause brachte die Bremer zurück in die Spur, obwohl man sich einen lauteren Weckruf als seinen Freistoß kaum vorstellen kann. Er schlug mit 109 Stundenkilometern im Bielefelder Tor ein. Unmittelbar nach der Pause ging der Außenseiter wieder in Führung. Artur Wichniarek nutzte dabei einen Fehler von Torsten Frings.

Die Arminia verhielt sich geschickt. Sie nahm Werder ständig den Ball im Mittelfeld ab und konterte dann über die schwache linke Bremer Seite. „Wir haben die Schmach vom 1:8 des Vorjahres wieder gutgemacht“, sagte Bielefelds Mittelfeldspieler Oliver Kirch, um gleich darauf von seinem Trainer zur Bescheidenheit ermahnt zu werden. „Das war ein guter Start, mehr nicht“, sagte Michael Frontzeck. Sein Kollege Thomas Schaaf blieb ähnlich nüchtern. „Wir sind viele Dinge schuldig geblieben“, sagte er, Kreativität und Ballsicherheit fielen einem dazu als erstes ein. Werder war meist überlegen, aber mehr als ein Tor und zwei gute Chancen sprangen nicht her aus. Das mag auch an der langen Ausfallliste gelegen haben: Bremen fehlten die gesperrten Diego und Pizarro, der grippekranke Baumann, die verletzten Naldo, Pasanen, Hunt und Prödl. Als Erklärung taugt das aber auch nur bedingt. Denn selbst ihre Vertreter Tziolis, Vranjes oder Almeida sind teurer als jeder Bielefelder Spieler. Werder bekommt die Unbeständigkeit nicht heraus aus dieser Saison. Egal, welcher Monat gerade beginnt. Und ganz gleich, wer auf dem Platz steht.

Sebastian Stiekel[Bremen]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false