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Sport: Wenn die Lakers kommen

Wie die Expansionspläne der NBA und die neue Halle am Ostbahnhof die Zukunft von Alba Berlin beeinflussen könnten

Berlin. Die Los Angeles Lakers kommen am Donnerstag nach Berlin, doch es gibt keine Karten mehr. Alle 16000 Plätze in der Anschutz-Arena am Ostbahnhof sind seit mehreren Wochen ausverkauft, nur noch auf dem Schwarzmarkt finden die Basketball-Fans noch Tickets. Die Karten gewähren Eintritt zu einem von 41 Spielen der US-amerikanischen Basketball-Profiliga NBA in Berlin. Die Lakers spielen um Punkte gegen ein Team der European Conference, es geht gegen Alba Berlin.

Sieht so der Basketball in Berlin im Jahr 2010 aus? Momentan spricht noch nicht viel dafür. Allerdings gibt es drei Indizien, die darauf hinweisen, dass Basketball in Berlin sich in die oben beschriebene Richtung entwickeln könnte. Da ist der NBA-Commissioner David Stern, der sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahrzehnts eine starke internationale Präsenz aufgebaut haben.“ Das könne in Form einer Angliederung an eine existierende Liga geschehen oder der Gründung einer eigenen Liga. Das könne aber auch die Gründung von einzelnen NBA-Teams außerhalb der USA beinhalten, sagt Stern. Mit diesen Expansionsplänen würde sich die NBA den europäischen Fernseh- und Merchandising-Markt stärker erschließen.

Und da ist der US-amerikanische Milliardär Philip Anschutz, der unter anderem Teilhaber der Los Angeles Lakers ist und deren Heimspielstätte, das Staples Center, besitzt. Eine ähnliche Halle möchte der Milliardär in Berlin am Ostbahnhof bauen. In dieser soll nicht nur der Eishockey-Klub EHC Eisbären spielen, den er besitzt. „Es wäre unser Wunsch, auch Basketball zu haben“, sagt Detlef Kornett, „diese Sportart würde sich mehr als jede andere anbieten.“ Der Europabeauftragte der Anschutz-Gruppe führte bereits informelle Gespräche mit dem Alba-Präsidenten Dieter Hauert. Was nahe liegt. „Wir kennen uns privat seit 20 Jahren“, sagt Hauert. Über Kornett ist der Alba-Präsident auch mit Philip Anschutz bekannt. „Wir verstehen uns gut, er ist ein Mann, der sich sehr für den Sport interessiert“, erzählt Hauert.

Und da ist die ungewisse Zukunft der Euroleague, in der Alba Berlin am Donnerstag gegen AEK Athen (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) eine kleine Chance auf den Einzug in die Zwischenrunde wahren will. Die Liga hängt vom Hauptgeldgeber Telefonica ab, der finanziell nicht mehr so gut ausgestattet ist und vor dieser Saison die Zuwendungen an die 24 Teams gekürzt hat.

Doch das NBA-Szenario in Berlin unterliegt noch vielen Unwägbarkeiten. „Das ist alles sehr spekulativ“, sagt Albas Vizepräsident Marco Baldi, „wir wissen nicht, was die NBA macht, und die Anschutz-Halle ist noch nicht gebaut.“ Das amerikanische Unternehmen besitzt zwar das Grundstück am Ostbahnhof, hat aber beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg noch keine Baugenehmigung eingereicht. Steht die neue Halle, bedeutete das noch nicht, dass Alba Berlin seine alte Heimspielstätte aufgeben wird. „Wir sind glücklich mit der Max-Schmeling-Halle“, sagt Hauert. Er legt sich noch nicht fest. „Ich werde den Teufel tun und den Senat mit vorschnellen Aussagen verärgern“, erklärt der Vereinspräsident. Allerdings schließt er einen Hallenwechsel nicht aus. „Das kommt auf die Konditionen an“, sagt Hauert, „vielleicht schließen wir uns ja auch zusammen?“ Vieles sei denkbar, sagt der Vereinspräsident, bleibt aber gelassen. „Die wollen ja was von uns.“

Was aber, wenn Anschutz einen Basketballklub in die Halle am Ostbahnhof setzt, indem er einen neuen Klub gründet und Alba Konkurrenz macht? Hauert kann sich das nicht vorstellen. „Europa und die NBA werden nie konkurrierend auftreten“, sagte der Unternehmer. In Berlin gebe es keinen Markt für zwei Basketball-Profiklubs. „Welches Berliner Unternehmen kann denn 150000 Euro für eine VIP-Box in der neuen Halle hinlegen?“ Man könne amerikanische Verhältnisse nicht so einfach übertragen. Das weiß auch David Stern. Der NBA-Chef sagt: „Es bedarf gründlicher Überlegungen, um ein Gefühl für das Investment und für die Welt des Basketballs außerhalb der NBA zu bekommen.“

Alba Berlin wolle auch in Zukunft das bestmögliche Basketballprodukt in Berlin anbieten, erklärt Marco Baldi. Er empfiehlt der Euroleague, weiter die eigene Qualität zu stärken. „Wir müssen mit der NBA auf Augenhöhe sprechen.“ Zumal die Kontakte zwischen Euroleague und NBA intensiver werden. Es gibt aber keine konkreten Pläne. Alba Berlin verfolgt die Entwicklung in Europa und der eigenen Stadt in aller Ruhe. Doch Hauert sagt auch: „Wir sind wachsam.“

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