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Sport: Wenn Gott spricht

Boxpromoter Don King hatte eine Eingebung: Sie sichert den Klitschkos und ihm viel Geld

Berlin. Neulich lag Don King am Strand in Florida und döste. Das heißt, der umtriebige Pate des Berufsboxens döst niemals einfach so wie normale Menschen. King ist stets auf Empfang. Diesmal war es Gott, der zu ihm sprach. Und Gott hat ihm gesagt, dass es langsam Zeit sei, die Weltmeistertitel der vier konkurrierenden Weltverbände im Schwergewicht wieder zu vereinen, so dass es nur noch einen offiziellen Weltmeister gibt. Spätestens Ende kommenden Jahres soll der Schwergewichtsweltmeister, der Weltmeister aller Klassen, gekrönt sein.

Don King hat diese Geschichte vor wenigen Tagen in der ihm typischen Art erzählt, mit übertriebener Gestik und Lautstärke also. Er hatte seine Augen aufgerissen, die Haare standen wie gerade elektrisiert zu Berge, und in seiner 72 Jahre alten Stimme klang die Begeisterung eines Kindes mit. Und als er fertig war, lachte er laut los in die Mikrofone der Fernsehteams. Das hört sich an wie ein wieherndes Pferd. Immerhin wedelte er nicht mit kleinen amerikanischen Fähnchen. Das wäre zu peinlich gewesen. Passender wäre ohnehin gewesen, er hätte mit einem Bündel Tausend-Dollar-Scheine gewedelt. Denn wenn es so kommt, wie es Don King an der Küste Floridas aufgegeben worden war, sind sieben WM-Kämpfe in der prestigeträchtigsten Gewichtsklasse des Profiboxens programmiert. Dabei wird so viel Geld umgesetzt, dass es alles bisher da Gewesene in den Schatten stellt.

Natürlich ist King nur auf den eigenen Reibach aus. Aber so abwegig ist das Vorhaben Titelvereinigung trotzdem nicht. Mit dem Plan, den der mächtigste Mann des amerikanischen Boxmarktes hat, kann sich der einflussreichste Mann der europäischen Boxszene gut arrangieren. Klaus-Peter Kohl, der Chef der Hamburger Universum Box-Promotion, der zum weltweit erfolgreichsten Box-Manager des Jahres 2003 gewählt worden ist, hat immerhin zwei in diesem Rennen aussichtsreiche Boxer unter Vertrag: Wladimir und Witali Klitschko.

Wladimir Klitschko (28 Jahre, 44 Kämpfe, 42 Siege) wird in der Nacht zum Sonntag in Las Vegas um den vakanten WM-Titel der WBO boxen. Sein Gegner ist der US-Amerikaner Lamon Brewster (30 Jahre, 31 Kämpfe, 29 Siege). Schon diesen Kampf haben King und Kohl gemeinsam organisiert. Nur eine Woche später finden im Madison Square Garden in New York zwei weitere WM-Kämpfe im Schwergewicht statt. IBF-Weltmeister Chris Byrd (USA) wird herausgefordert vom Polen Andrew Golota, der schon gegen die Ex-Weltmeister Riddick Bowe, Lennox Lewis und Mike Tyson boxte. Anschließend kämpfen die US-Amerikaner John Ruiz und Fres Oquendo um den Titel der WBA. Und wiederum sieben Tage später klettert im Staples Center von Los Angeles Witali Klitschko in den Ring. Er boxt gegen den Südafrikaner Corrie Sanders um den vakanten WM-Titel des WBC. Diesen Titel hat vor wenigen Wochen Lennox Lewis niedergelegt, als der Brite seine Karriere für beendet erklärte.

Im April also wird sich die Spitze im Schwergewichtsboxen neu aufgestellt haben. Nun könnte jeder der vier Weltmeister erst einmal die eine oder andere freiwillige Titelverteidigung dazwischenlegen. Sportlich logisch und finanziell reizvoll aber wären zwei Überkreuz-Vergleiche der vier Weltmeister, also zwei Titelvereinigungskämpfe, an deren Ende zwei Doppelweltmeister übrig blieben. Diese beiden Profis würden dann den Weltmeister aller Klassen ermitteln.

Interessant könnte es werden, wenn sich beide Klitschkos durchsetzen und das Finale erreichen. Beide haben sich und ihrer Mutter versprochen, dass sie niemals gegeneinander kämpfen werden. Selbst einem Sparring gegeneinander in der Vorbereitung eines Kampfes gehen sie aus dem Weg. Aber was ist, wenn 20, 30 oder 40 Millionen Dollar für jeden als Gage auf dem Spiel stünden? Was, wenn die Öffentlichkeit diesen Kampf fordern würde? Wenn also keiner mehr da wäre, gegen den es zu boxen Sinn machte?

Don King wäre sicher der Letzte, der etwas dagegen hätte. Und wenn er sich vorher noch einmal an der Strand legt, dann flüstert ihm Gott vielleicht auch noch eine Antwort auf die Problematik der Klitschkos ein.

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