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Sport: Wenn Klinsmann kommt

Ein Revierderby im Zeichen des Holland-Spiels

Es waren Bilder voller Gegensätze, diese Szenen nach 2:1 (1:1)-Sieg des FC Schalke 04 im 126. Derby gegen Borussia Dortmund: Während die Fußball-Profis von Schalke vor der Nordkurve ins Gras des Westfalenstadions sanken, um die Ovationen ihrer Fans entgegenzunehmen, schlichen die Dortmunder im eigenen Stadion wie geprügelte Hunde vom Feld. Später schimpfte dann Christian Wörns, der routinierte Dortmunder Verteidiger, über die vielen Fehler, durch die sich die Dortmunder Defensivabteilung immer wieder selber in Bedrängnis brachte. Zuvor freilich hatte der Dortmunder Stürmer Ebi Smolarek in der 17. Minute im Stile eines Volleyballers erst den Ball mit den Unterarmen angenommen und dann ins Schalker Tor bugsiert. Ein irregulärer Treffer, aber weder Schiedsrichter Fandel noch seine Assistenten hatten die Einlage von Smolarek gesehen. Die Schalker protestierten zu recht, aber vergeblich.

Dankenswerterweise sorgten dann ihre Gegner für ausgleichende Gerechtigkeit, indem sie Schalke unverhofft Chancen ermöglichten. In der 23. Minute konnte Nationalstürmer Kevin Kuranyi nach einem Eckball von Fabian Ernst unbedrängt zum 1:1 einköpfen. Auch beim Siegtreffer von Kuranyi verhielten sich die Dortmunder Defensivexperten stümperhaft: Einen langen Ball von Mladen Krstajic köpfte Christoph Metzelder direkt vor die Füße Kuranyis, der nahm den Ball auf und traf mit einem Schuss aus 20 Metern Entfernung.

Auf der Tribüne saßen Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein Assistent Joachim Löw und waren abwechselnd begeistert und entsetzt. Begeistert über Nationalspieler Kuranyi, entsetzt über die Abwehrleistungen von Nationalspieler Metzelder. „Da muss Christoph natürlich früher zum Ball, wenn er ihn schon Kevin vor die Füße gespielt hat“, sagte Klinsmann. Doch Metzelder verteidigte seine Abwehrreaktion. „Ich kann den Ball nicht durchlassen, wenn ich von hinten kein Kommando bekomme. Und 50 Meter wegköpfen kann ich ihn auch nicht.“

Klinsmann und Löw waren extra ins Westfalenstadion gekommen, um sich über die Form der Nationalspieler zu informieren. Denn am Mittwoch spielt die deutsche Mannschaft gegen Holland (20.30 Uhr, live in der ARD), und für diese Partie stehen Wörns und Kuranyi im Kader. Aber Metzelder ist für den Bundestrainer genauso wichtig. Schließlich ist, neben dem gesetzten Per Mertesacker, eine zweite Planstelle in der deutschen Hintermannschaft optimal zu besetzen. Doch für diese Position kann Klinsmann Metzelder nicht bedenkenlos einplanen. Dass er nach einer monatelangen Verletzungspause noch nicht in Bestform ist, weiß Metzelder selbst: „Ich bin noch nicht so weit“, sagte er. „Ich brauche Geduld, bis ich Sicherheit und Souveränität zurückgewonnen habe.“

Aber da gab es ja auch noch Kevin Kuranyi, den Mann, der vor dieser Saison für sieben Millionen Euro vom VfB Stuttgart gekommen ist, und der spielte genauso, wie sich Klinsmann das vorgestellt hatte. Zwei Tore, glänzendes Spiel, besser ging es nicht. „Wenn der Bundestrainer da ist, will man sich als Nationalspieler natürlich besonders zeigen. Das habe ich heute gemacht“, sagte Kuranyi. Der Stürmer hat bis jetzt in 16 Länderspielen zehn Tore geschossen.

Aber genauso wichtig war für Kuranyi der Jubel der Schalke-Fans. „Ich bin auf Schalke angekommen“, sagte der 23-Jährige lächelnd. „Effektiver als Kevin heute kann ein Stürmer nicht sein“, sagte Schalkes Trainer Ralf Rangnick. „Er wird von Tag zu Tag stärker. Wir wussten, dass er seine Qualitäten hat, wenn er sich in seinem Umfeld wohl fühlt.“

Jürgen Klinsmann wird dem Stürmer garantiert nicht verbieten, gegen Holland genauso so gut zu spielen wie im Derby.

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