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Sport: Wenn Leichtathleten davonlaufen

Bei den deutschen Hallenmeisterschaften haben nur zwei Berliner Medaillenchancen – für Stars fehlt den Vereinen das Geld

Berlin. Die Ansprüche sind bescheiden. So bescheiden wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Nur mit zwei Medaillen rechnen die Berliner Leichtathleten am Schlusstag der deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, eine goldene wird wohl kaum dabei sein. In den Neunzigerjahren räumten die Berliner bei nationalen Titelkämpfen zum Teil mehr als zehn Medaillen ab, im vorigen Jahr waren es immerhin noch sieben.

Der Abwärtstrend war absehbar. In den beiden Traditionsklubs SCC und OSC hat sich die Entwicklung weg vom Leistungssport fortgesetzt – mangels finanzieller Spielräume. Inzwischen haben beide Klubs nur noch zwei Topathleten: die am Ende ihrer Karriere stehende Marathonläuferin Kathrin Weßel (SCC) und die zuletzt häufig verletzte Speerwerferin Tanja Damaske (OSC).

In den vergangenen Jahren hatte sich die LG Nike zu einer Art Auffangbecken für jene Athleten entwickelt, die ansonsten Berlin verlassen hätten. Dadurch schien es zu der seit fast zwei Jahrzehnten immer wieder kontrovers diskutierten Konzentration der Kräfte in Berlin zu kommen. Doch auch die LG Nike hat unlängst ihr Engagement zurückgeschraubt. Dadurch brachen in Berlin endgültig die Perspektiven weg. Das Resultat der Abwanderungen sind die mageren Aussichten in Leipzig.

Die 400-m-Läuferin Claudia Marx und der zurzeit verletzte Weitspringer Kofi Amoah Prah sind die verbliebenen Topathleten der LG Nike, für die in früheren Jahren Weltklasseathleten wie Uta Pippig oder Nils Schumann starteten. „Wir können zurzeit keine großen Sprünge machen", sagt Derk Kogelheide. Dennoch blickt der Präsident des Klubs nicht hoffnungslos in die Zukunft. Denn die erfolgreiche Nachwuchsarbeit des Klubs wird zu unveränderten Konditionen weiter gefördert. „Wir schauen nach vorne und sagen uns trotz der schwierigen Situation: jetzt erst recht“, sagt Kogelheide. Wenn Marx und Prah ein erfolgreiches Jahr haben, sieht er Chancen, Sponsoren zu gewinnen.

Die fehlenden Geldgeber – das war für Nike der Knackpunkt. „Wir können das nicht allein stemmen, das stünde in keinem Verhältnis", sagt Frank Lebert, Promotion-Manager bei Nike. Die Vision, eines der schlagkräftigsten deutschen Teams zu bilden, ist vorerst verflogen. Man habe jedoch, so Lebert, die Tür nicht zugeschlagen. Wenn sich in Berlin etwas entwickeln würde, wäre Nike dabei. Gefragt ist auch wieder einmal eine Konzentration der Kräfte. Mangels eigener Sponsoren stehen die Berliner Vereine einer Kooperation inzwischen offener gegenüber als noch vor Jahren. „Das Modell ist da. Es liegt aber in der Schublade, weil die Geldgeber fehlen", sagt Christoph Kopp, Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes (BLV).

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