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Sport: Wenn sich Rivalen trennen

Schalke zieht nach dem 1:0 im Revierderby mit Bayern gleich, während Dortmund mitten im Abstiegskampf steckt

Wenn Michael Meier über das Derby im Ruhrgebiet spricht, kann seine Stimme schon mal einen klerikalen Unterton bekommen. Dann formuliert der Manager von Borussia Dortmund Sätze wie den folgenden: „Das ist das Hochamt, in Dortmund wie in Gelsenkirchen.“ 83 000 Besucher im Westfalenstadion zelebrierten gestern Abend die 124. Auflage der westfälischen Fußballmesse, aber eine weihevolle Veranstaltung ist der Klassiker für die Dortmunder Fans schon lange nicht mehr. Seit 1998 warten sie auf einen Sieg gegen den ungeliebten Rivalen, 13 Pflichtspiele voller Frust haben sie seither erleben müssen. Auch der 14. Anlauf, diese Serie zu beenden, ist fehlgeschlagen. 0:1 (0:1) verlor Dortmund gestern gegen Schalke.

Dabei war die Borussia die spielerisch klar unterlegene Mannschaft. Dortmund steckt mitten im Abstiegskampf, während der Widersacher aus Gelsenkirchen ganz andere Ziele formulieren darf: Mit dem Sieg haben sie nach Punkten mit Spitzenreiter Bayern München gleichgezogen, am Schalker Markt träumen sie von der ersten Meisterschaft seit 1958.

Von solchen Ambitionen sind die Dortmunder so weit entfernt wie von der Konsolidierung ihrer Finanzen. Dabei hatte Meier die Begegnung gegen Schalke zum „wichtigsten Spiel in der nationalen Meisterschaft“ erkoren. Doch außer dem guten Willen, den Tabellenzweiten mit hoher Einsatzbereitschaft zu bezwingen, hatte der BVB nichts zu bieten. Von Beginn an zeigten die Gäste das bessere Konzept und die höhere Spielkultur. Bereits nach sechs Minuten hätte der von Spielmacher Lincoln wunderbar freigespielte Ailton die Schalker Führung erzielen können, scheiterte jedoch an Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller. Bei seiner zweiten Gelegenheit agierte der Brasilianer abgeklärter und schob den Ball in der 18. Minute nach Pass von Levan Kobiaschwili durch Weidenfellers Beine zum Tor des Tages ein. „Tolles Spiel“, radebrechte Ailton, „so alles ist super.“

Während das Team von Ralf Rangnick mit dem Vorsprung im Rücken noch souveräner spielte, steigerte sich die ohnehin schon spürbare Verunsicherung der Dortmunder zu einem hilflosen Gekicke. Fehlpässe und andere Unzulänglichkeiten häuften sich, und so hatten es die Schalker gegen ihre verzweifelt anrennenden Konkurrenten leicht, den Ball vom eigenen Tor fern zu halten. „Wir waren einfach übereifrig“, sagte Dortmunds Trainer Bert van Marwijk. Auch nach dem Seitenwechsel offenbarten die Schalker bei ihren schnellen Kontern größere Klasse. „Doch wir haben es versäumt, den Sack zuzumachen“, kritisierte Rangnick. Die Gastgeber versuchten, ihre spielerischen Defizite mit erhöhtem Einsatz zu kompensieren und erspielten sich gute Gelegenheiten durch Ewerthon, Koller und den Amateur Marcus Steegmann, dessen Kopfball die Latte touchierte. Das reichte, um nicht unterzugehen, für mehr nicht.

„Das ist einfach nicht souverän genug“, tadelte Teammanager Stefan Reuter. Ein Urteil, das auch auf van Marwijk zurückfällt. Spätestens wenn in Rostock kein Sieg gelingt, dürfte der Holländer massiv in die Diskussion geraten. „Uns steht ein eiskalter Winter bevor“, hat BVB-Präsident Reinhard Rauball verkündet. Mit dieser Einschätzung dürfte der promovierte Jurist genau richtig liegen.

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