zum Hauptinhalt

Sport: Wenn Sieger plötzlich zweifeln

Von Helen Ruwald Berlin. Manches lässt sich nicht verschieben.

Von Helen Ruwald

Berlin. Manches lässt sich nicht verschieben. Die Meister-Shirts streifen die Sieger, so schickt es sich, am Ort ihres Triumphes sofort über und nicht erst Tage später. In irgendwelchen Kisten müssen die Hemden am Freitag gelegen haben beim vierten Play-off-Finalspiel um die deutsche Wasserballmeisterschaft zwischen den Wasserfreunden Spandau 04 und Waspo Hannover, auch wenn Spandaus Pressechef Sven-Uwe Dettmann nicht verraten wollte, wo sie versteckt waren. Sieht ja auch ein bisschen größenwahnsinnig aus, wenn das eigene Team 5:7 verloren hat und die Meisterfeier zumindest verschoben ist. Die Shirts „sind schön geworden dieses Jahr“, war alles, was Dettmann sich entlocken ließ. Dass die Spandauer sie nie tragen werden, ist so unwahrscheinlich nicht. 2:0 hatten sie in der Finalserie geführt, kaum einer zweifelte am neunten Titelgewinn in Folge. Nun steht es plötzlich 2:2, die Entscheidung fällt heute ab 15 Uhr im Forumbad (Hanns-Braun-Straße).

Ein seltsames Grüppchen fuhr im Doppeldeckerbus heim nach Berlin. Die Spieler aßen unten belegte Brötchen, die bierseligen Fans sangen oben wirre Lieder von Puff, Love Parade und Meisterschaft. Spieler Andreas Schlotterbeck ließ sich zwischendurch zwar zu La Ola mit den Anhängern hinreißen – ansonsten grübelten die Verlierer wohl über ihre eigene Unfähigkeit. Bis zur Finalserie hatten die Wasserfreunde kein einziges Bundesligaspiel verloren, nun, als es darauf ankam, gleich zwei hintereinander. Das stört das seelische Gleichgewicht, mit Niederlagen auf nationaler Ebene umgehen zu müssen, sind die Spieler nicht gewohnt.

Kapitän Patrick Weissinger sprach unmittelbar nach der Niederlage gar vom Aufhören. Wegen der Schiedsrichter, die seit Wochen zwar nicht gegen sein Team, aber schlicht nicht souverän pfiffen und ihm den Spaß an seinem Sport nähmen. Es klang nach kleiner Lebenskrise, die Weissinger noch in Hannover ereilte, während die Fans der Gastgeber feierten, als hätten sie Spandau bereits gestürzt. 2000 war Waspo im Finale deutlich an Spandau gescheitert, 2001 knapp. „Ich gehe davon aus, dass wir diesmal gewinnen“, sagte Hannovers Trainer Bernd Seidensticker. Sein Team will den Titel unbedingt, bei den erfolgsverwöhnten Berlinern hingegen fehlte schon am vergangenen Wochenende der letzte Einsatz.

„Das Spiel am Sonntag wird zur Kopfsache“, sagte Berlins Trainer Peter Röhle, einige Spieler seien mit dem Druck nicht fertig geworden. Vor einem Jahr setzte sich Spandau zwar nach 2:0-Spielführung auch erst in der fünften Partie durch, 9:8 nach Verlängerung. Doch erfahrene Spieler wie Noerbaek und Alexander Elke haben den Klub inzwischen verlassen. Außerdem verletzten sich 2001 in den Endspielen Weissinger und Torhüter Alexander Tchigir. „Da musste der Rest sich zusammenreißen“, sagt Röhle.

Zumindest einen Vorteil könnte sein Team haben: Es weiß, dass es Waspo in Entscheidungsspielen bezwingen kann. So war es 2001, so war es im Pokalfinale 2000, auch da nach Verlängerung.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false