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Sport: Wer hat Angst vorm schwarzen Schaf?

DFL befürchtet pauschale Vorwürfe in Sachen Steuerhinterziehung

Von Robert Ide

und Klaus Rocca

Berlin. Michael Pfad war am Donnerstag nicht gut gelaunt. Der Sprecher der Deutschen Fußball-Liga (DFL) musste erklären, was es mit den Geldgeschäften der Bundesliga auf sich hat. Wie berichtet, hatte die Oberfinanzdirektion Münster in einem vertraulichen Papier verdeckte Lohnzahlungen und illegale Handgelder an Fußballspieler beklagt. Viele dieser über Auslandskonten abgewickelten Zahlungen würden den Tatbestand der Steuerhinterziehung erfüllen. Wirtschaftet die Liga mit schwarzen Kassen? Pfad verneint das: „Der Pauschalvorwurf, verdeckte Zahlungen seien gängige Praxis in der Liga, trifft nicht zu.“ Und: „Die Bundesliga ist kein Hort von Steuerbetrügern.“

Die Liga befindet sich in einer schwierigen Lage. Der Verband ist auf die Angaben der 36 Profivereine angewiesen – wenn diese, wie sich jetzt im Fall Kaiserslautern herausstellt, nicht korrekt sind, fällt das auf die ganze Liga zurück. Zudem sind die Sanktionsmöglichkeiten vergleichsweise gering: Bei falschen Informationen kann der Verband dem betreffenden Klub nur die Lizenz für den Profifußball entziehen. „Wir können nicht mehr tun, als von den Vereinen eine Wahrheits- und Vollständigkeitserklärung zu verlangen“, sagt Pfad. „Aber was sollen wir machen, wenn wir falsch informiert werden?“ Kriminelle Machenschaften sind Sache der Staatsanwälte.

Hertha fühlt sich sicher

Die Angst der Vereine vor Enthüllungen ist groß. In DFB-Kreisen wird befürchtet, die Affäre könne die Dimension des BundesligaSkandals von 1972 annehmen. Damals waren Fußballspiele gegen Geld verkauft worden. Der Skandal endete mit Geldstrafen und Sperren für Spieler, unter anderem von Hertha BSC, und mit dem Ausschluss von Arminia Bielefeld aus der Bundesliga.

Hinsichtlich der neuen Vorwürfe sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß: „Wir sind davon nicht betroffen. Unregelmäßigkeiten wären ohnehin bei den regelmäßigen Betriebsprüfungen ans Licht gekommen.“ Hertha habe auch die Jahre vor der Amtszeit des jetzigen Präsidiums überprüft. „Es gab in der Vergangenheit in der Bundesliga immer mal Vorwürfe, die sich dann als haltlos herausgestellt haben. Man sollte sich davor hüten, aus Einzelfällen gleich auf die gesamte Liga zu schließen“, sagte Hoeneß. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Vorfälle um seinen Bruder Uli. Gegen den war nach der Behauptung von Christoph Daum, in der Liga würden Schwarzgelder gezahlt werden, anonym Anzeige erstattet worden. Dieter Hoeneß: „Uli musste seine Wurstfabrik für einen Tag schließen und hatte 30 000 Euro Verlust. Als sich herausstellte, dass die Vorwürfe haltlos waren, ersetzte ihm keiner den Schaden.“

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