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Legende: Schwarzer Totenkopf = starke Abneigung, Grauer Totenkopf = schwache Abneigung, Helles Herz = leichte Sympathie, Dunkelrotes Herz = Große Liebe. Die Pfeile zeigen, ob ein Gefühl ein- oder beidseitig ist.

© Illustration: Sabine Wilms, René Reinheckel

Wer liebt wen und wer wen nicht?: Beziehungskiste Bundesliga

Herthaner mögen Schalke nicht, aber Schalke ist’s egal. Wer liebt wen in der Liga – und wen nicht? Eine Übersicht für das Gefühlsgeflecht der Fan-Herzen.

Ausgerechnet gegen die! Nicht genug, dass Herthas Bundesliga-Abstieg an diesem Wochenende feststehen könnte – nein, er könnte durch eine Niederlage gegen Schalke Gewissheit werden. Den Verein, den Hertha-Fans seit Jahrzehnten verabscheuen; viele von ihnen ohne zu wissen, warum eigentlich. Für die Schalker wäre ein Sieg wichtig für den Kampf um die Meisterschaft, aber nichts Besonderes. Denn die Abneigung ist in diesem Fall einseitig.

Liebe ist das komplizierteste aller Gefühle. Noch komplexer wird es allerdings, wenn im Fußball Fanliebe auf Fanliebe trifft. Daraus erwächst dann eine Rivalität – oder eine Freundschaft. Vorauszusagen oder zu verstehen ist das nicht. Wir haben die Fanbeauftragen der Erstligisten befragt und versucht, ein wenig Ordnung ins Beziehungsgeflecht Bundesliga zu bringen. Ein Versuch, der praktisch zum Scheitern verurteilt ist: Etwas so Subjektives wie Gefühle in ein Schema zu pressen, das für jeden Fan passt, ist unmöglich. Denn Zu- und Abneigungen sind flüchtiger Natur und Sympathien können sich an einem Bundesliga-Wochenende kurzfristig verschieben.

So mögen die Herthaner beispielsweise die Stuttgarter nicht, weil die Schwaben sich mit dem badischen KSC zanken und die Karlsruher wiederum mit den Berlinern verbandelt sind. Ein klassisches Beziehungsdreieck. Dennoch müssen Hertha-Fans heute auf den VfB hoffen, damit er Bochum schlägt und die Hoffnung auf den Klassenerhalt bewahrt.

Zu- und Abneigungen sind dabei oft über Generationen gewachsen

Liebesdreiecke sind nichts Ungewöhnliches: Im Ruhrgebiet sympathisieren Fans von Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen hauptsächlich deswegen miteinander, weil sie die Abneigung gegen Schalke 04 eint. Ähnlich im Norden bei Hamburgern und Hannoveranern, die Werder Bremen verabscheuen.

Zu- und Abneigungen sind dabei oft über Generationen gewachsen: Wolfsburg sucht etwa die Rivalität mit Hannover, wird aber von der Gegenseite noch ignoriert. Ähnlich empfinden viele Fußballfans eine Grundabneigung gegen die Bayern, haben aber mit dem Münchner Anhang selbst so wenig zu tun wie umgekehrt.

Und einen echten Gründungsmythos braucht es: So sollen Nürnberger einmal Geld für die Heimfahrt von Schalker Fans gesammelt haben oder der Fanclub „Bochumer Jungs“ Münchner vor anderen VfL-Fans geschützt haben. Doch gerade Freundschaften sind im Gegensatz zu Rivalitäten etwas Fragiles, das gehegt und gepflegt werden muss; viele sind daher ausgestorben. Die Hoch-Zeit der Freundschaftsschals waren die Neunziger. Nach dem Doppeltriumph von Schalkern und Dortmundern im Europapokal 1997 gab es gar gelb-blaue „Ruhrpott“-Schals. Bei aller Liebe – das ging dann doch zu weit.

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