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Sport: Wer verliert, steigt ab

Heute trifft der 1. FC Köln auf den MSV Duisburg

Tränengetränkt war die Stimmung am Geißbockheim keineswegs in den letzten Tagen. Trotz der sechs Punkte Abstand zum ersehnten Nichtabstiegsrang 15 vier Spieltage vor Saisonende war von Depressionen auf dem Vereinsgelände des 1. FC Köln keine Spur. Ganz im Gegenteil. Hunderte von Schülern nutzten die Osterferien, um die Schüsse und Dribblings des Stars Lukas Podolski auch im Training zu bestaunen. Als die Spieler die Übungseinheiten beendeten, brach jedes Mal geradezu ein Belagerungszustand aus – speziell die Autogramme der Nationalspieler Podolski und Lukas Sinkiewicz standen hoch im Kurs.

Szenen wie diese nimmt der Schweizer Hanspeter Latour, der den Traditionsklub seit der Winterpause coacht, immer noch mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck zur Kenntnis. „Ich finde es toll, dass die Kinder den FC als Vorbild sehen und die Nähe suchen“, sagt Latour, „denn diese Nähe tut gut in einer solchen Situation.“ Doch nicht nur der Trainer weiß, wie gefährlich diese Euphorie sein kann im Hinblick auf das heutige Duell gegen den ebenfalls stark abstiegsbedrohten MSV Duisburg. „Wir stehen gegen Duisburg mehr unter Druck als zuletzt“, sagt der FC-Profi Mathias Scherz und warnt seine Mitspieler und die mindestens 45 000 Zuschauer davor, von Beginn an auf bedingungslose Offensive zu setzen: „Es kann auch ein Geduldspiel werden.“

Die Devise, die Latour für das heutige Duell des heimschwächsten gegen das auswärtsschwächste Team der Liga ausgelobt hat, gilt nicht nur für den 1. FC Köln, sondern sie besitzt durchaus allgemeine Gültigkeit für alle sechs Mannschaften, die im Tabellenkeller um das Überleben kämpfen. „Wir müssen Druck ausüben, ohne naiv nach vorne zu stürmen. Wir müssen gescheit sein, aber wir dürfen auch nicht ängstlich wirken“, fordert der Kölner Coach.

Noch immer hängt den Kölnern das Debakel vom 25. Spieltag nach, als sie im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg sofort auf eine Entscheidung drängten – und nach 22 Minuten 0:3 hinten lagen (Endstand 3:4). Der Duisburger Stürmer Markus Kurth, der vor zwei Jahren noch beim FC spielte, scheint die Hoffnung indes schon aufgegeben zu haben – für beide Vereine: „Wir sind zusammen aufgestiegen und werden wohl auch wieder zusammen absteigen.“ Duisburg kann bei einer Niederlage auch die letzte theoretische Chance auf den Klassenerhalt verspielen.

Zumindest ist beim Spiel am Samstag der Verein so gut wie abgestiegen, der zuerst die Kontrolle verliert. Latour baut auf die Stabilität, die sein Klub nach zuletzt vier Spielen ohne Niederlage erlangt hat. Am liebsten würde er, da die Lage fast aussichtslos ist, am Sonntag für seinen Klub folgende Schlagzeile lesen: „Das Hoffen und Bangen geht weiter.“

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