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Sport: Wer verpfeift hier wen?

Schiedsrichter Dominik Marks wehrt sich gegen Vorwürfe, er habe Fußballspiele manipuliert

Sollte Dominik Marks tatsächlich Fußballspiele manipuliert haben? Sollte der Schiedsrichter aus Stendal ein Komplize von Robert Hoyzer sein, der wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in Untersuchungshaft sitzt? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hält das für möglich und hat Marks suspendiert. Der Vorwurf lautet, Marks habe „mit Kunden von Wettbüros Verabredungen zur Manipulation von Spielen der Zweiten Bundesliga und der Regionalliga getroffen“.

Gegen Marks hatte Hoyzer konkrete Vorwürfe erhoben. So soll er 30 000 Euro für die Manipulation des Zweitligaspiels Karlsruher SC gegen MSV Duisburg (0:3) am 3. Dezember 2004 erhalten haben. 6000 Euro will Hoyzer selber an Marks in dessen Küche ausgehändigt haben: für das Regionalligaspiel Hertha BSC Amateure gegen Arminia Bielefeld Amateure (2:1), das am 11. August 2004 stattfand.

Außer Hoyzers Aussage gibt es dafür bislang keine Belege. Ein unmittelbar Beteiligter sagte, Marks’ Leistung im Spiel Karlsruhe gegen Duisburg sei einwandfrei gewesen, und auch Astrid Koch, die Rechtsanwältin des Schiedsrichters, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Sie warf dem DFB „bloßen Aktionismus“ vor. „Beim DFB scheint es mittlerweile ohne Bedeutung, dass gerade im von Hoyzer genannten Spiel Karlsruhe gegen Duisburg Marks vom DFB-Schiedsrichterlehrwart Eugen Strigel eine souveräne Spielleitung bestätigt wird“, erklärte sie. Der DFB-Kontrollausschuss übersehe, dass es sich bei Hoyzers Angaben um die „Angaben eines Beschuldigten handelt, der innerhalb bestimmter Grenzen folgenlos lügen darf“, stellte die Juristin Koch fest.

Unmittelbar nach dem Spiel hatte sich Arminia Bielefeld über Marks’ Leistung im Spiel gegen Herthas Amateure beschwert. Der Schiedsrichter habe ein Tor für Bielefeld nicht gegeben, dafür aber eine unberechtigte Rote Karte und einen Elfmeter gegen Bielefeld. Marks bestreitet alle Vorwürfe. Der Kontrollausschuss warf ihm vor, er sei dabei gewesen, als Hoyzer versucht habe, den Schiedsrichterkollegen Torsten Koop für Manipulationen zu gewinnen. Koops Anwalt Peter-Michael Diestel bestätigte auf Nachfrage, dass Marks bei dem Gespräch auf einem Hotelzimmer zugegen war. Er sagte aber auch: „Es war kein Anwerbungsgespräch. Es war Prahlerei.“

Eine Ironie ist, dass gerade die besten 46 Schiedsrichter der Welt in Neu-Isenburg in einem Workshop auf die WM 2006 vorbereitet wurden. Technisch, taktisch, physisch, psychologisch, medizinisch. Moralisch? Der Spanier Angel Maria Villar Llona, als Vizepräsident der Fifa Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission, sagte, dass so die Schiedsrichter gemäß der 17 Regeln „noch besser“ werden sollen. Villar Llona sagte auch: „Die 18. Regel ist der gesunde Menschenverstand.“

Auch wenn einige deutsche Schiedsrichter ihr Unwesen getrieben hätten, dürften die deutschen Schiedsrichter „nicht in Sippenhaft genommen“ werden, sagte Villar Llona. Dennoch: Die Fifa-Exekutive werde sich auf ihrer nächsten Sitzung mit dem deutschen Fall befassen. Ebenso mit dem Thema elektronische Hilfsmittel für die Schiedsrichter wie etwa einem Chip im Ball.

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