zum Hauptinhalt
Zwei im Glück. Marin (r.) und Pizarro erzielten für Werder beide Tore. Foto: ddp

© ddp

Werder Bremen: Grundrecht aufs Finale

Werder Bremen steht zum zehnten Mal im Endspiel des DFB-Pokals – und bleibt sich treu. Bald könnte es schon wieder eine neue Stufe im Weserstadion geben.

Zwischen Kabinengang und Spielfeld liegen elf Stufen. Im Spielertunnel des Weserstadions haben Heim- und Gästemannschaft jedes Mal eine kurze Treppe zu bewältigen, wenn sie aus den Umkleiden kommen oder dorthin wollen. Auf jeder dieser Stufen ist ein Titelgewinn von Werder Bremen verewigt – und so ist auf sechsen, darunter der ersten und der letzten, ein DFB-Pokal abgebildet; dazu steht in grünen Buchstaben das Jahr geschrieben, in dem der Klub den Goldpokal in seinen Besitz brachte: 1961, 1991, 1994, 1999, 2004 und 2009.

Für Klaus Allofs, im elften Jahr der Werder-Boss, sind solche baulichen Kleinigkeiten wichtig, um den Profis der Neuzeit die Sinne für das Wesentliche beim SV Werder zu schärfen. Und der DFB-Pokal gehört fraglos dazu. Nach einem 2:0 gegen den Zweitligisten FC Augsburg spielen die Hanseaten das neunte Mal seit 1989 in der Hauptstadt zum Finale vor. „Wir könnten 25-mal da hinkommen – es wird immer etwas Besonderes bleiben“, sagt Allofs in seiner Eigenschaft als Pokaljäger. Damit niemand beim Zählen durcheinander kommt, sind an die Spieler gleich nach Schlusspfiff sogar T-Shirts verteilt worden, auf denen vorne „Pokalfieber“ stand und hinten zehn goldene Strichen gemalt waren – für die insgesamt zehnte Finalteilnahme. Nur der FC Bayern und Schalke haben mehr. Werder besitzt mittlerweile anscheinend so etwas wie ein Grundrecht auf den Finaleinzug. Wenn in München vom Bayern-Gen fabuliert wird, darf Bremen vom Pokal-Erbe schwadronieren. „Es kann schon sein, dass so eine Eigenschaft über die Spielergenerationen weitergegeben wird“, sagt Allofs, „sie sehen ja an der Treppe, wofür dieser Verein steht und lebt.“

Augsburg im Grunde chancenlos

In jüngerer Vergangenheit für kapriziösen Offensivfußball, kreative Geister und konstanten Pokalerfolg. Dass mit dem FC Augsburg ein tapferer Erstliga-Anwärter gegen die Bremer im Grunde chancenlos war, lag auch an Marko Marin, der einen Entwicklungssprung vollzogen hat. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler, in Frankfurt in der Jugend verkannt, in Mönchengladbach bei den Profis viel zu oft auf die Bank verbannt, war nicht umsonst mit seinem Treffer zum 1:0 der Wegweiser fürs Weiterkommen. „Das ist kein Formhoch, das ist die Normalität“, sagt Allofs. Und Cheftrainer Thomas Schaaf empfahl seinen Spieler sogar dem Bundestrainer Joachim Löw. Obwohl sein Team am Limit der Belastung sei, habe man auch in der Bundesliga noch etwas vor.

Was konkret? „Wir schielen auf Platz drei“, verriet der für das 2:0 verantwortliche Torjäger Claudio Pizarro, „das wird schwer, ist aber noch möglich.“ Selbst Abwehrchef Per Mertesacker, bekannt als Vernunftmensch, artikulierte Ambitionen, vielleicht noch Leverkusen und Schalke abzufangen, die sich ja praktischerweise am Samstagabend gegenseitig die Punkte streitig machen: „Warum sollen wir nicht da hinschauen? Alles ganz entspannt.“ Entspannt deshalb, weil die Bremer Europa-League-Teilnahme ja mit dem Finaleinzug abgesichert ist – und damit das Minimalziel vor Saisonstart.

Bleibt noch die Frage, was passieren würde, wenn Werder am 15. Mai im Berliner Olympiastadion den Lieblingstitel verteidigen könnte. Wird dann im Weserstadion eine weitere Stufe eingebaut? Rätselraten darüber ist überflüssig, da im Zuge des Umbaus in eine Fußball-Arena der Innenbau der Ostkurve verschwindet. Und damit auch die Erfolgstreppe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false