zum Hauptinhalt
Diego

© AFP

Werder Bremen: Leere um Diego

Werders Star fühlt sich beim Champions-League-Aus allein gelassen – plant er nun seinen Abschied?

Es nicht allzu lange her, da hat man Diego Ribas da Cunha, den alle nur Diego nennen, noch unbeschwert gesehen. Bremen, 1. Dezember, später Samstagabend: In der Szene-Location Salomons in der Innenstadt hüpft der 22-Jährige fröhlich über die Tanzfläche. Zehn Tage ist das jetzt her. Piräus, später Dienstagabend: Die euphorischen Zuschauer im Karaiskakis-Stadion nehmen gar nicht wahr, wie der Brasilianer in den Katakomben mit dem Schlusspfiff verschwindet, den Blick auf den Boden, kein Gruß an die mitgereisten Fans. Der kleine Spielmacher von Werder Bremen wirkt schwermütig, weil das 0:3 bei Olympiakos Piräus, zwar griechischer Serienmeister, aber gewiss kein Schwergewicht des europäischen Fußballs, ihn gewaltig schmerzt. Und der sonst so höfliche Diego sagt missmutig einen Satz, der tief blicken lässt: „Wenn mich zwei oder sogar drei Leute decken, hätten eigentlich Freiräume für andere vorhanden sein müssen.“

Tatsächlich darf man fragen, warum Grün-Weiß mausgrau wirkt, wenn Diego so mit konsequenter Doppeldeckung aus dem Spiel genommen. Mitspieler wie Jurica Vranjes (zu limitiert) und Tim Borowski (zu lethargisch) waren nicht in der Lage, den Taktgeber zu entlasten. Und warum hatten die Griechen so viel mehr Lust und Leidenschaft zu bieten? Werders Widerstand beschränkte sich im Grunde darauf, am Morgen trotz des Generalstreiks einen Rückflug aus Athen zu bekommen.

Auch Frank Baumann waren Diegos Gesten des Unmuts nicht entgangen. „Wir waren zu behäbig und haben gedacht, das allein spielerisch zu lösen“, sagte der Kapitän kleinlaut. Sportchef Klaus Allofs glaubt hingegen, dass „Diego mit sich nicht zufrieden war“. Doch die Frage stellt sich: Ist für den Genius das bescheidene Bremen noch der richtige Schauplatz, wenn der Verein ein zweites Mal auf dem avisierten Weg ins Achtelfinale der Champions League scheitert? „Wir können die Ausfälle nicht verkraften“, wiederholte Allofs notgedrungen, „wir waren nicht in der Verfassung dagegenzuhalten.“ Doch es mangelt neben Form auch an Qualität, wenn Stürmer Markus Rosenberg die Bälle verspringen oder Verteidiger Petri Pasanen sich den Ball zur Flanke immer erst vom linken auf den rechten Fuß legen muss. Nur wie ist das alles Diego zu verkaufen, der auf der Bühne auftreten will, die bis in den entlegensten Winkel Brasiliens übertragen wird?

Nach dem Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Bayer Leverkusen wird Diego zurück in seine Heimat nach Ribeirao Preto fliegen. Und über Weihnachten mit seinem Vater reden, der gleichzeitig sein Berater ist. Beide beratschlagen, was für Diego das Beste ist. Die Verbannung in den zweitklassigen Uefa-Cup ist es offensichtlich nicht. „Das ist für mich kein Trost“, ließ Diego frustriert mitteilen.

Klaus Allofs hat noch in der Nacht der Ernüchterung das Gegenteil formuliert: „Wir werden das trotz der Enttäuschung positiv angehen. Wir werden uns den Uefa-Cup jetzt schönreden.“ Was schwerfällt, denn mit dem Ausscheiden aus der Champions League sind auch Einnahmen von mindestens fünf Millionen Euro futsch. Für den Cup der Verlierer gibt es von der Uefa übrigens auch etwas: 70 000 Euro Antrittsgeld zur Zwischenrunde. Oder ist das Schmerzensgeld?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false