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"Werder Bremen": Nur singen ist schöner

In Bremen erstarkt der Glaube an den Titel, geredet wird darüber noch nicht.

Schöner und zugleich schrecklicher kann ein Fußballspiel kaum enden, als das am Samstag zwischen dem 1. FC Nürnberg und Werder Bremen. Nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum sprang der Ball zu Aaron Hunt, der ihn mit der Brust annahm und dann genau in den Winkel schoss – mit dem Außenrist. 2:2 in letzter Sekunde. Die Hanseaten, lange apathisch, ja arrogant aufgetreten, hatten dank zweier Tore von Hunt doch noch ihre Serie von 17 Pflichtspielen ohne Niederlage gewahrt. „Wer weiß, wozu dieser Punkt gut ist“, sagte Werder-Torwart Tim Wiese und blickte bedeutungsschwer in die Ferne.

Hunts Schuss teilte die Lager trotz der Punkteteilung in gefühlte Verlierer und Sieger. Und der Sieger kam eben aus Bremen. Als die Angestellten aus der Werder-Geschäftsstelle am Samstagabend zum finalen Wochenende des Bremer Freimarktes weiterzogen, durften sie erleben, wie innig die Fans der Hanseaten wieder an die aktuelle Mannschaft glauben. Da wird schon wieder fröhlich vom Deutschen Meister von der Weser gesungen, fünf Jahre ist der letzte Titelgewinn ja her. Immerhin für ein paar Stunden stand Werder an diesem Samstag mal wieder auf Platz eins – bis Leverkusen gegen Schalke punktete. Meistertitel? Für die meisten darf das offiziell kein Thema sein. Dieses „Gequatsche“ bringe nichts, sagt Torsten Frings, der wegen eines Muskelfaserrisses länger ausfallen wird.

„Dieses Unentschieden fühlt sich gut an, auch wenn unser Spiel in der ersten Halbzeit miserabel war“, sagte Wiese, der am 14. November bei der Nationalelf gegen Chile das Tor hüten darf. Wiese kritisierte seine Mannschaft für den Rückfall in überwunden geglaubte Abwehrschwächen. Auch sein Abwehrchef Per Mertesacker hatte „alte Kinderkrankheiten“ in Werders Spiel ausgemacht. Eine Vernachlässigung der Defensive, individuelle Aussetzer in Serie. Doch es spricht für das Werder Bremen der Saison 2009/2010, „dass wir mit Selbstsicherheit und Moral reagieren können“ (Mertesacker). Und einer Vielfalt innerhalb des Kaders.

Auf den Ausfall vier nomineller Stürmer (Pizarro, Almeida, Moreno, Oehrl) reagierte Thomas Schaaf auf seine Weise: mit der frühen Auswechslung des indisponierten, aber einzig verbliebenen Angreifers Markus Rosenberg. Und siehe da: Stürmerlos schaffte Werder in Nürnberg den Umschwung. Schaaf will die Begegnung indes nicht so schnell abhaken: Er sprach von einer „total verpennten“ ersten Halbzeit, der schlechtesten in dieser Saison, die sich nicht so rasch wiederholen dürfe. Vor allem nicht am Donnerstag gegen Austria Wien, wenn Werder in der Europa League vorzeitig das Weiterkommen sichern will. Und nicht nächsten Sonntag, wenn gegen Borussia Dortmund erneut zum Sturm auf die Bundesligaspitze angesetzt wird – für mehr als ein paar Stunden.

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