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Anders als vorgestellt. Bremens Trainer Florian Kohfeldt durfte bislang noch nicht jubeln.

© Carmen Jaspersen/dpa

Werder Bremen will endlich punkten: Bloß keine Ausreden für Florian Kohfeldt

Die Euphorie war groß. Dann verletzen sich Leistungsträger und Werder verpatzt den Saisonstart. Doch die Verantwortlichen bleiben ruhig und handeln.

Florian Kohfeldt dürfte in diesen Tagen Angst vor Anrufen vom Mannschaftsarzt haben. Denn die letzten Diagnosen für die verletzten Spieler von Werder Bremen waren alle schlimmer als zunächst befürchtet – und immer trifft es Abwehrspieler, die der Trainer dringend braucht.

Denn die Innenverteidiger Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp fallen schon seit einigen Wochen aus, genauso wie Linksverteidiger Ludwig Augustinsson, der wegen einer Operation am Knie nun drei Monate fehlen wird. Gut, dass Ömer Toprak neu nach Bremen gewechselt ist, könnte man denken. Doch auch der verletzte sich am vergangenen Spieltag, wurde nach einer guten Viertelstunde ausgewechselt und muss nach der neuesten Diagnose sechs Wochen pausieren.

Vier verletzte Verteidiger – schlechter kann die Saison für Bremen kaum starten. Das wirkt sich auch auf die Punkte aus. Nach zwei Spieltagen steht Werder mit null Punkten im Tabellenkeller, gemeinsam mit Mainz und den Aufsteigern Köln und Paderborn. „Es soll keine Ausrede sein, aber die wichtigen Stammkräfte fehlen einfach“, sagt Bremens Co-Trainer Tim Borowski dem Tagesspiegel. Er ist dennoch optimistisch, dass sein Team am Sonntag gegen Augsburg (15.30 Uhr, live auf Sky) gewinnen kann.

Die Zuversicht zieht Borowski trotz zweier Niederlagen aus den bisherigen Spielen. Gegen Düsseldorf verlor Bremen 1:3, gegen Hoffenheim 2:3. „Natürlich haben wir uns vorgestellt, mehr Punkte mitzunehmen“, sagt der ehemalige Nationalspieler, „wir haben aber in beiden Partien einen guten Fußball gezeigt.“

Daher müsse auch nichts an dem Saisonziel korrigiert werden. „Wir haben selber den Anspruch, Richtung Europa zu gehen. Da glauben wir trotzdem fest dran und das wird sich auch erst mal nicht ändern“, sagt Borowski. Er ist seit dem Amtsantritt von Chefcoach Florian Kohfeldt im Oktober 2017 im Trainerteam und mitverantwortlich für den Aufstieg von Bremen in den vergangenen Jahren. Während Werder zu Beginn von Kohfeldts und Borowskis Zeit noch als Abstiegskandidat gehandelt wurde, stabilisierte sich der Klub, zeigte attraktiven Fußball und verpasste in der letzten Saison nur knapp die Qualifikation für die Europa League.

Max Kruses Abgang muss kompensiert werden

Doch in diesem Sommer ging der wichtigste Spieler. Max Kruse verließ Bremen und läuft nun für Fenerbahce Istanbul auf. Es ist eine große Aufgabe für Werder, den Abgang des ehemaligen Kapitäns und Führungsspielers zu kompensieren. „Max ist ein außergewöhnlicher Spieler. Aber wir verteilen das jetzt auf mehrere Spieler und Positionen“, sagt Borowski.

Er sieht sogar eine positive Folge des Wechsels von Kruse. Es sei hilfreich, nicht zu stark von einem Spieler abhängig zu sein, sagt Borowski. „Wir sind nicht so leicht durchschaubar.“ Außerdem könne Yuya Osako, Torschütze gegen Hoffenheim, mit seinem taktischen Verständnis und den technischen Fähigkeiten in die Rolle von Kruse schlüpfen.

Von Kohfeldt, der derzeit als größtes deutsches Trainertalent gefeiert wird, ist Borowski überzeugt. Er hebt dessen „empathische und lockere Art“ hervor. Der mit 36 Jahren noch junge Trainer habe eine „sehr gute Ansprache im Team“ und achte auf viele Kleinigkeiten.

Dicke Umarmung. Tim Borowski (links) jubelt 2017 mit dem ehemaligen Bremer Ishak Belfodil.
Dicke Umarmung. Tim Borowski (links) jubelt 2017 mit dem ehemaligen Bremer Ishak Belfodil.

© Carmen Jaspersen/dpa

Gemeinsam mit den beiden anderen Co-Trainern Ilia Gruev und Thomas Horsch arbeiten Kohfeldt und Borowski an Lösungen für das Team – teilweise bis spät in die Nacht. „Im Fußball gibt es gefühlt keinen Feierabend", sagt Borowski. „Es ist nicht außergewöhnlich, dass man sich da mal nachts austauscht.“

Vielleicht haben sich die Trainer von Werder vor dem Spiel gegen Augsburg ja nachts noch einmal über die Verteidigung von Standardsituationen ausgetauscht. Denn da wurde die fehlende Abstimmung in der immer wieder neu formierten Abwehr besonders deutlich, von den sechs Gegentreffern fielen drei nach Ecken. Kapitän Niklas Moisander, noch unverletzt, nannte die Schwäche bei der Verteidigung von Standardsituationen danach das „größte Problem“.

Um das Problem zu lösen, hat Werder einen neuen Spieler verpflichtet. Am Donnerstag stellte der Klub Michael Lang vor. Der Linksverteidiger wird für ein Jahr von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen. Gegen Augsburg wird er sicher im Kader stehen. Schließlich ist er ein Abwehrspieler. Und noch viel wichtiger: Er ist nicht verletzt.

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