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Sport: Werder spart sich den Kapitän

Frings erhält in Bremen keinen neuen Vertrag

Zumindest ein Problem teilen sich die sich rasant verändernde Gesellschaft und der immer schneller rotierende Profifußball: Angesichts des demografischen Wandels gibt es hier wie dort kaum eine befriedigende Antwort auf die Frage: Wohin mit unseren Alten? Der SV Werder Bremen hat sich nun dazu entschieden, seinen ältesten, verdientesten und in dieser Saison gewiss nicht schlechtesten Spieler einfach mal für verzichtbar zu erklären. „Am Geld hat es nicht gelegen, denn es gab kein Angebot“, räumte Klaus Allofs ein, der die Entscheidung „nach reiflicher Überlegung in Abstimmung mit Thomas Schaaf“ traf.

Wie schwer indes Vorstandschef und Trainer der Entschluss fiel, wurde am Dienstag bei der Pressekonferenz deutlich, als die beiden die „sportlichen und menschlichen Verdienste“ ihres nicht immer pflegeleichten Lautsprechers herausstrichen. Dass der Kapitän nach elf Jahren gehen muss, hat nämlich vor allem wirtschaftliche Gründe.

Der 34-Jährige, der inklusive Prämien auf ein Jahressalär von bis zu vier Millionen Euro kommen konnte, ist schlicht zu teuer für einen im Niemandsland der Tabelle gestrandete Verein, der den Personalkostenaufwand von kolportierten 48 Millionen Euro erheblich senken muss. „Wir müssen sparen, da stehen die Spielergehälter an erster Stelle“, sagte Allofs; nach sechs Champions-League-Teilnahmen in sieben Jahren wolle sich der SV Werder nun wieder verstärkt auf „Kernkompetenzen“ besinnen und junge Spieler formen. Allofs schloss indes prominente Verkäufe nicht aus, schränkte allerdings ein: „Marko Marin wollen wir nicht abgeben, bei Per Mertesacker und Tim Wiese sieht es wegen der Vertragsverlängerungen gar nicht so schlecht aus.“

Das Ende der Frings-Ära markiert eine unvermeidliche Zäsur an der Weser. „Ich habe selbst erlebt, dass es schwer ist, den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören zu finden“, sagte Schaaf, den Frings oft als Ziehvater titulierte. Wie es mit dem Ex-Nationalspieler weitergeht, ist ungewiss. Frings sagte der „Kreiszeitung Syke“: „Mir ging es nicht ums Geld: Der Verein hat mir keinen neuen Vertrag angeboten, das muss ich akzeptieren.“ Selbst Allofs räumte ein, dass nach den Gesprächen beim Spieler „eine Enttäuschung vorhanden war, das haben wir gespürt“.

Das Ende der Beziehung zu seinem Herzensverein, für den Frings immerhin 326 seiner 402 Bundesligaspiele bestritt, trifft ihn jedenfalls im Mark. Seine berufliche Optionen sind nun plötzlich offen. Einerseits ist es möglich, dass Frings sofort den Trainerschein macht, andererseits ist es denkbar, dass der alternde Anführer doch noch woanders anheuert. Frings jedenfalls sagt: „Ich hätte schon noch Bock auf Fußball.“

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