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Sport: Werder Wolfsburg

Warum der Tabellenführer VfL nach 13 Spieltagen auf den Spuren des Deutschen Meisters wandelt

Es war im vergangenen Herbst, als die Stadt einen neuen Namen bekam. Für einige Wochen wurde aus Wolfsburg „Golfsburg“, ein Marketinggag des Volkswagen-Konzerns. In diesem Herbst hat die Stadt einen neuen Beinamen. Doch sind diesmal nicht Autos, sondern die Fußballer das Thema. „Stadt des Spitzenreiters“ vermeldet die „Wolfsburger Allgemeine“ täglich im Zeitungskopf.

Schon seit Wochen steht der VfL Wolfsburg an der Tabellenspitze der Bundesliga. Das 3:0 am 13. Spieltag gegen den Tabellendritten VfB Stuttgart hat bewiesen, dass die Mannschaft zu Recht Erster ist. Von Beginn an kontrollierte der VfL das Spiel, stand sicher in der Defensive und erzielte immer genau dann, wenn es nötig wurde, Tore durch Thomas Brdaric und zweimal Martin Petrow. Es war ein Sieg, den in dieser Deutlichkeit kaum jemand erwartet hatte.

Dennoch bleiben sie in Wolfsburg bescheiden. „Niemand verlangt von uns, Deutscher Meister zu werden“, sagte Mittelfeldspieler Pablo Thiam. „Die Situation an der Tabellenspitze kann sich schnell verändern“, sagte Manager Klaus Fuchs. Die Gelassenheit erinnert an die vergangene Saison bei Meister Werder Bremen. Da hatte es bei den Verantwortlichen noch am 25. Spieltag für Unruhe gesorgt, dass einige Spieler angesichts von elf Punkten Vorsprung vor den Bayern im Überschwang das Wort „Meister“ in den Mund genommen hatten.

Werder 2003 und Wolfsburg 2004 haben mehr Gemeinsamkeiten als nur das „W“ im grün-weißen Vereinswappen. Wie Wolfsburg übernahm auch Werder früh in der Saison die Tabellenführung. Während die Konkurrenz sich einredete, dass den Bremern die Erfahrung im Meisterschaftskampf fehle, bauten sie die Führung aus. Gegen Stuttgart zeigte der VfL Wolfsburg eine Spielfreude, wie sie in der vergangenen Saison nur beim SV Werder zu beobachten war.

Vor allem muss Wolfsburg nicht im Europapokal antreten. Was die Bremer im vergangenen Jahr beim 0:4 gegen den österreichischen Provinzklub Superfund Pasching erlebten – eine Blamage, die das Aus im UI-Cup bedeutete und sich später aber als Vorteil im Kampf um die Meisterschaft herausstellte – das ereilte Wolfsburg in der Schweiz beim FC Thun. Stuttgart musste zweieinhalb Tage vor dem Spiel in Wolfsburg noch im Pokal in München antreten. Die Wolfsburger konnten sich ausruhen, aus dem Pokal sind sie auch schon ausgeschieden. Am Samstag war das möglicherweise der entscheidende Vorteil. „Wenn du im Rhythmus Donnerstag, Sonntag, Mittwoch, Samstag spielst, ist das eben schwierig“, sagte Stuttgarts Trainer Matthias Sammer.

In vier Wochen beginnt die Winterpause. Während die Konkurrenz sich erholt, kann sich Wolfsburg vielleicht mit einem neuen, inoffiziellen Titel schmücken: Stadt des Deutschen Fußball-Herbstmeisters 2004.

Steffen Hudemann[Wolfsburg]

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