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Peking 2008 - Pferdesport

© dpa

Werth verpasst Gold: Ausraster bei der Piaffe

Isabell Werth präsentierte mit ihrem Pferd Satchmo die schwerste Dressur, die jemals auf der Welt gezeigt wurde – doch ein fataler Fehler des Hannoveraners sorgte dafür, dass es nur zu Silber reichte. Anky van Grunsven wurde zum dritten Mal in Folge Olympiasiegerin in der Dressur. Damit stellte sie einen neuen Rekord auf.

Den Sieg verdankt die Niederländerin vor allem den Patzern, die ihrer Konkurrentin Isabell Werth in beiden Wertungsprüfungen, dem Grand Prix Special und der Musikkür unterliefen. Jeweils in der Piaffe blockierte der 14-Jährige Hannoveraner, ging nicht mehr vorwärts, versuchte zu bocken und zu steigen. Das kostete Punkte in beiden Prüfungen, in denen Werth bis dahin souverän geführt hatte. So blieb der 39-Jährigen die Silbermedaille, die dritte nach Barcelona 1992 und Sydney 2000, die zu ihren fünf Goldmedaillen hinzukommt.

„Wie schade“, sagte Werth enttäuscht. „Er hat sich im Grand Prix Special zu sehr aufgeregt, da wurden alte Wunden aufgerissen.“ Damit spielte sie auf ein Problem an, dass sie mit Satchmo vor einigen Jahren gehabt hatte und das längst gelöst schien. Aufgrund seiner Unzuverlässigkeit verpasste Werth 2004 den Olympiastart in Athen. Nach einer Augenoperation und Umstellungen im Training schien es behoben, jetzt trat es wieder auf. „Das tut weh, das Pferd ist drei Jahre lang großartig gegangen. Er ist genial, und es ist jetzt meine Aufgabe, ihm zu Hause das Vertrauen wiederzugeben“, sagte Werth. „Abgesehen von diesem Ausraster war es die beste Kür, die Satchmo je gegangen ist.“

Die Kür war gespickt mit Schwierigkeiten, wohl die schwerste, die auf einem Dressurviereck jemals gezeigt wurde. Satchmo flog über das Viereck, elastisch und schwungvoll, und auch nach dem Missgeschick ritt Werth weiter, als ob nichts gewesen sei.

Nach ihrem Ritt frage sich Werth, warum sie nicht auf die schwierige Lektion verzichtet hatte. In der Kür ist die Wahl des Programms anders als im Grand Prix frei. „Ich habe es riskiert, aber bedaure es.“ Van Grunsven konnte nach dem Aussetzer von Satchmo auf Sicherheit reiten. Ihre Kür war nicht so anspruchsvoll, aber der schwarze Wallach Salinero führte alle Lektionen brav aus und wurde routiniert durchs Viereck gesteuert. Nur die letzte Lektion, bei der das Pferd bewegungslos stehen vor den Richtern soll, wurde quasi nicht ausgeführt. Van Grunsven ritt einfach weiter und riss die Arme hoch. Doch das konnte ihren Sieg auch nicht mehr gefährden.

Es wird vielleicht das letzte Duell der beiden besten Dressurreiterinnen der Welt auf olympischem Parcour gewesen sein. Van Grunsven kündigte an, dass sie vor den Olympischen Spielen in London 2012 zurücktreten werde. Isabell Werth aber wird weitermachen. Auch wenn sie gestern nicht zufrieden war.

Ganz anders Heike Kemmer, die mit dem besten Ritt ihres Lebens auf Bonaparte die Bronzemedaille gewann, ihre erste Einzelmedaille bei einem Championat. Doch wegen Anky van Grunsven kamen die beiden deutschen Medaillengewinnerinnen um ihre Ehrenrunde im Galopp: Weil Salinero dabei regelmäßig durchgeht, wurde sie im Zuckeltrab geritten.

Nikolaus Schmidt[Hongkong]

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