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© AFP

Wettkampf des Tages: Das Beste zum Schluss

Das Eishockey-Duell zwischen den Rivalen USA und Kanada könnte das letzte dieser Art werden. Bei den Winterspielen in Sotschi 2014 werden die Stars aus der NHL vermutlich nicht mehr antreten.

In Vancouver geht es am finalen Wochenende der Olympischen Winterspiele nur noch um eines: das Eishockey-Endspiel. Kanada ist dabei, der Gegner heißt USA, es wird ein Finale der Stars aus der nordamerikanischen National Hockey League (NHL), aus der die Profis beider Teams ausschließlich stammen. Da Olympia für die Mehrheit der Vancouverites nichts anderes ist als ein Eishockey-Turnier mit buntem Rahmenprogramm, ist die Welt der Fans nun in bester Ordnung. Gold im Shorttrack, Eistanz oder Skeleton? Eine schöne Sache, doch nun kommt das, was wirklich zählt. So ziehen die Hockey- Fans in froher Erwartung durch die Straßen, schwingen Kanadafahnen und trinken viel Bier. Dass die Profis mit dem Ahornblatt die USA im olympischen Finale besiegen werden, scheinen viele für ein Naturgesetz zu halten; die meistgehörten Argumente: Es seien die Winterspiele der Kanadier, und Eishockey sei ihr Spiel, also müsse Kanada gewinnen. Außerdem hätten die USA Kanada schon im Gruppenspiel mit 5:3 besiegt, und zweimal lasse sich Kanada nicht vom selben Gegner die Schau stehlen.

Kanadas Trainer Mike Babcock ist berufsbedingt vorsichtiger in seinen Prognosen, er will um jeden Preis verhindern, dass sich sein Team von der Euphorie der Landsleute anstecken lässt und leichtsinnig wird: „Die USA haben eine gute Mannschaft und außerdem haben sie einen Lauf.“ Zurückhaltung ist tatsächlich angebracht: In den Halbfinal-Matches am Freitag sah das US-Team bei seinem 6:1 gegen Finnland deutlich besser aus als Kanada beim 3:2 über die Slowakei. Die Mannschaft von Trainer Ron Wilson traf bereits im ersten Drittel sechs Mal – und verlegte sich danach auf kräfteschonendes Defensivspiel.

Ins Finale gezittert

Die Kanadier hingegen führten bis kurz vor Schluss 3:0 gegen die Slowaken, die in der Offensive zunächst nichts zu bieten hatten. Nach dem 1:3 durch Visnovsky wachten sie aber auf und machten nach dem 2:3 so viel Druck, dass die Kanadier in arge Not gerieten. Sie brachten den Sieg über die Zeit, waren aber weit von dem wuchtigen Kraftspiel entfernt, das sie beim 7:3 im Viertelfinale über die Russen gezeigt hatten – was damit zusammenhängen mag, dass ein Gegner wie die Slowakei den Kanadiern nicht viel sagt und sie deshalb nicht so motiviert zur Sache gehen wie gegen den Erzrivalen. Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Coach Babcock sieht es so: „Mit der russischen Sache sind wir aufgewachsen, aber die Realität sind die USA.“ 2002 in Salt Lake City spielten die beiden Nachbarn das vorerst letzte Mal in einem olympischen Endspiel gegeneinander, damals siegte Kanada 5:2.

Das US-Team von 2010, das in Vancouver im Gegensatz zu Kanada kein Spiel verloren hat, überzeugte durch schnelles Angriffsspiel – und durch die starke Leistung seines Torhüters Ryan Miller. „Ich glaube an unsere Chance, wir sind gut vorbereitet und in jedem Spiel besser geworden“, sagt Trainer Wilson. Für die Kanadier spricht ihre Geschlossenheit als Team, die Unterstützung der Zuschauer – und die individuelle Klasse ihrer Stars. Eine bessere Sturmreihe als ihre erste mit Sidney Crosby, Jarome Iginla und Eric Staal ist kaum denkbar. Sie sind so trickreich, dass sie praktisch aus dem Nichts Chancen schaffen können. Zudem hat Kanada Verteidiger wie Shea Weber, der es in der Russland-Partie schaffte, Superstürmer Alexander Owetschkin zu entzaubern.

Eishockey auf einem solch hohen Niveau wird es vielleicht sehr lange nicht mehr geben. Die NHL will für Olympia keine Pause mehr einlegen – und wird ihre Stars vermutlich nicht zu den Winterspielen 2014 nach Sotschi schicken.

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