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Vancouver 2010 - Skispringen

© dpa

Wettkampf des Tages: Flüge der Hoffnung

Vor der Qualifikation für die Normalschanze suchen die deutschen Skispringer noch ihre Form. Doch der Sieg im Teamwettkampf beim letzten Weltcup vor Olympia sorgt für neuen Mut.

Auf die deutschen Skispringer wartet am Freitag und Samstag in Vancouver eine neue Schwierigkeit: das Frühaufstehen. "Das wird für einige nicht so einfach", sagt Bundestrainer Werner Schuster, "da wir nicht neben der Schanze wohnen, müssen wir sicher um 7 Uhr losfahren." Das aber ist eine ungewohnte Zeit für deutsche Skispringer, die sich normalerweise erst gegen zehn Uhr zu den Schanzen dieser Welt aufmachen, bei Abendspringen sogar deutlich später. Doch angesichts der Aussicht auf eine olympische Medaille dürfte selbst den Langschläfern unter den deutschen Springern das Aufstehen leichter fallen.

So richtig gut sieht es freilich mit einer Medaille auf der Normalschanze für die deutschen Springer nicht aus. Am Freitag in der Qualifikation und am Samstag beim Springen auf der Normalschanze, der ersten Entscheidung bei den Olympischen Spielen von Vancouver, sind die deutschen Springer nur Außenseiter. "Realistisch betrachtet wird es äußerst schwer, um eine Einzel-Medaille mitzuspringen", sagt der Bundestrainer, "doch es hat schon des öfteren Überraschungen gegeben." Die Favoriten sind der Weltcup-Führende Simon Ammann aus der Schweiz und die Österreicher Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler, Wolfgang Loitzl sowie der Doppelolympiasieger von Turin 2006, Thomas Morgenstern. Das deutsche Team schöpft aus seiner aufsteigenden Tendenz Hoffnung.

Favoriten sind andere

Mit dem ersten Sieg im Teamspringen seit fünf Jahren am Sonntag in Willingen haben die deutschen Springer am vergangenen Wochenende unterstrichen, dass zumindest eine Medaille mit der Mannschaft im Bereich des Möglichen liegt. Allerdings haben die Österreicher am Sonntag ihre vier besten Springer für die Olympischen Spiele geschont. Zudem geht bei den Deutschen Michael Neumayer mit dem Erfolgserlebnis eines dritten Platzes in die Olympischen Spiele. Auch für Michael Uhrmann, Platz zehn, und Martin Schmitt, Platz elf, endete das letzte Einzelspringen vor den Spielen erfreulich. Nur die beiden Jüngsten im deutschen Olympiateam, Pascal Bodmer, 19, und Andreas Wank, 21, fielen ab.

Dabei war es zu Saisonbeginn vor allem Pascal Bodmer, der dem deutschen Team Hoffnung gegeben hat. Doch seit der Vierschanzentournee landet der blonde Schwarzwälder nur noch auf Platz 20 und schlechter. Sogar von der Junioren-Weltmeisterschaft in Hinterzarten, wo er sich unter Gleichaltrigen Selbstbewusstsein holen sollte, kehrte er nur mit Rang 20 zurück. Es scheint, als liege die Last der Verantwortung in Vancouver auf den Alten: Uhrmann, Neumayer und Schmitt.

Martin Schmitt ist immerhin nach einer einmonatigen Wettkampfpause in Klingenthal wieder in den Weltcup eingestiegen. Der 32-Jährige litt am Erschöpfungssyndrom. "Übertrainiert", nennt er das Phänomen, das entstehen kann, wenn er sich auf sein Wettkampf-Sollgewicht von 62,5 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,82 Metern herunterhungert. Während der Vierschanzentournee erwies sich sein Körper als zu geschwächt für die Belastungen des Weltcups. Inzwischen aber fühlt sich Schmitt gestärkt genug für die Olympischen Spiele von Vancouver.

Eigene Gesetzmäßigkeiten auf der Normalschanze

"Wir wollen in jedem Wettbewerb unsere Chancen suchen, dann wird es auch mit einer Medaille klappen", sagt Bundestrainer Werner Schuster. Die Normalschanze dürfte ihn bei diesem Vorhaben unterstützen. Das Springen auf der kleineren Olympia-Schanze ist der Pokalwettbewerb der Skispringer: Es hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten.

Das stellte auch Michael Uhrmann vor vier Jahren fest. Beinahe wäre er trotz einer schwachen Saison bei den Spielen von Turin 2006 auf der Normalschanze in Pragelato zu einer Medaille geflogen. Er hatte das Pech, nur um den Hauch von 0,5 Punkten Bronze zu verpassen. 2002 in Salt Lake City hingegen hat Michael Uhrmann mit der Mannschaft auch äußerst glücklich Gold gewonnen. Mit 0,1 Punkten, dem knappsten aller Vorsprünge, siegte das Team um Sven Hannawald. Sollte es bei diesem Vier-Jahres-Rhythmus des Skisprung-Schicksals bleiben, dann müssten die deutschen Skispringer in Vancouver wieder vom Glück begünstigt werden.

Qualifikation Skispringen, 19 Uhr, live in der ARD. Springen von der Normalschanze am Samstag, 18:40 Uhr, live in der ARD.

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