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Obergföll

© ddp

Wettkampf des Tages: Mit Speer zur Spitze

Drei deutsche Werferinnen wollen heute ganz nach vorne kommen: Für Christina Obergföll ist es eine harte Aufholjagd, für Steffi Nerius die letzte WM und für Linda Stahl die bisher größte Chance.

Auch Speerwerfen kann eine Aufholjagd sein, und Christina Obergföll muss an diesem Dienstag gleich zweifach aufschließen: zur Konkurrenz und zu sich selbst.

Im Laufe der Saison hat die 27-Jährige ein bisschen den Anschluss verloren. Sie war fulminant gestartet, hatte im Mai 68,40 Meter und im Juni 68,59 Meter geworfen, eine Weite, die bis zur Qualifikation fürs WM-Finale am Sonntag unerreicht war. Dann riss jedoch ihre schöne Serie ab und sie suchte nach ihrer Form. Jetzt ist Obergföll auch mit ihrer Jahresbestweite übertroffen worden von der Russin Maria Abakumowa, die den Speer 68,92 Meter weit schickte.

Es kündigt sich ein spannender Wettbewerb an mit zwei Favoritinnen aus dem Ausland und zwei zumindest Medaillenkandidatinnen aus dem Inland. Abakumowa hat ihre derzeit gute Verfassung bereits gezeigt. Im vergangenen Jahr hatte sie bei Olympia in Peking Silber gewonnen. Auffällig ist ihr Körperbau. Es ist eher der einer Siebenkämpferin als der einer Speerwerferin. „Sie besitzt quasi kein Unterhautfettgewebe“, sagt Werner Daniels, Trainer von Christina Obergföll.

Die andere Favoritin ist die Tschechin Barbora Spotakova, Olympiasiegerin von Peking und seit dem Weltfinale in Stuttgart 2008 auch Inhaberin des Weltrekords mit 72,28 Metern. In diesem Jahr konnte sie den Speer bislang 68,23 Meter weit fliegen lassen.

An ihnen wollen drei deutsche Werferinnen vorbeiziehen, Christina Obergföll, Linda Stahl und Steffi Nerius. Stahl ist noch eine Geheimkandidatin auf einen der vorderen Plätze, auf jeden Fall ist sie diejenige aus dem deutschen Dreierteam, die als Einzige die Qualifikationsweite von 62 Metern souverän meisterte. 63,86 Meter warf die 23-jährige Athletin von Bayer Leverkusen. Ihre persönliche Bestmarke hat die Medizinstudentin voriges Jahr aufgestellt: 66,06 Meter.

Für die 37 Jahre alte Steffi Nerius, aufgewachsen auf Rügen und mittlerweile zu Hause in Leverkusen, wird es die letzte Weltmeisterschaft, obwohl sie sich im vergangenen Jahr noch einmal steigern konnte und eine neue persönliche Bestleistung mit 68,23 aufstellte.

In der Qualifikation hat sie bislang noch nicht ihren Rhythmus gefunden. „Ich wollte zu weit werfen, deshalb war ich zu verkrampft“, sagte sie, Es sei schwieriger, die Qualifikationsweite von 62 Metern zu übertreffen als einfach draufloszuwerfen. 61,73 Meter schaffte sie und rutschte über ihre Platzierung ebenso ins Finale wie Christina Obergföll, die sogar nur 60,74 Meter weit warf. Acht Meter trennten Obergföll also in der Qualifikation von Abakumowa. Doch ein Erlebnis aus der Vergangenheit macht ihr Mut. „Bei der WM in Osaka habe ich auch eine schlechte Qualifikation gehabt.“ Dort gewann sie vor zwei Jahren hinter Spotakova dann die Silbermedaille. Aus Peking konnte sie die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen, es war die einzige Plakette, die ein deutscher Leichtathlet in Peking gewann.

Ihr Trainer Werner Daniels ist mit Obergföll, die in Offenburg lebt und in Freiburg Sport und Englisch studiert, die einzelnen Komponenten ihrer Leistung noch einmal durchgegangen. Ihr vorläufiges Ergebnis: „Sie hatte in der Qualifikation nicht die richtige Spannung und Dynamik.“ Stimme die Spannung im Körper nicht und könne sie ihren Bewegungsablauf nicht so dynamisch ausführen, dann schlichen sich automatisch technische Fehler ein, sagt Daniels. Das ändere nichts daran, dass das technische Grundgerüst vorhanden und jederzeit abrufbar sei. Doch dafür muss eben die Spannung stimmen. „Im Wettkampf muss man davon genau einhundert Prozent haben“, sagt Daniels, „120 Prozent sind schon zu viel.“

Entscheidend ist nun, wie sie in den Wettkampf kommen wird. „Ich habe es noch nicht abschließend mit ihr besprochen, aber wahrscheinlich wird sie im ersten Versuch noch nicht aufs Ganze gehen. Das Risiko ist sonst zu hoch, dass man es versemmelt“, sagt Daniels. Sie werde es eher defensiv angehen lassen, um dann im zweiten Versuch in den höchsten Gang zu schalten. Christina Obergföll wird also bei ihrer Aufholjagd nicht einfach so drauflosrasen.

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