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Wettskandal: DFB-Schiedsrichter unter Verdacht

Im größten Wettskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs soll auch ein DFB-Schiedsrichter ins Visier der Ermittler geraten sein. Derweil setzt Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger weiterhin auf das geltende Strafrecht.

In den internationalen Fußball- Wettskandal ist auch mindestens ein Schiedsrichter des Deutschen Fußballbundes (DFB) verstrickt. Der Unparteiische soll bei einem Spiel der Regionalliga Süd im Mai Schmiergeld von mutmaßlichen Wettbetrügern kassiert haben, berichtet der „Spiegel“. Ein Spieler des Fußball-Sechstligisten Würzburger Kickers wurde verhaftet. Der Verein erklärte auf seiner Homepage, man habe mit Bestürzung auf die Information aus dem privaten Umfeld des Spielers reagiert, dass die Staatsanwaltschaft Bochum im Laufe der Woche Haftbefehl erlassen und ihn am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen habe. Auch der Regionalligist SSV Ulm soll stärker in den neuen Wettskandal verwickelt sein als bislang bekannt. Vier Partien in der Endphase der vergangenen Saison sollen angeblich unter Manipulationsverdacht stehen. „Wir gehen davon aus, dass wir von dem Wettskandal nicht betroffen sind“, erklärte Ulms Vize-Präsident Mario Meuler.

Der DFB will die am Wettskandal beteiligten Spieler und Funktionäre möglichst schnell bestrafen. Sobald beweiskräftige Unterlagen vorliegen, „wird unser Sportgericht und der Kontrollausschuss die sportgerichtlichen Maßnahmen treffen und das entsprechend ahnden“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger am Samstag in Koblenz. Das sportgerichtliche Urteil könne „vielleicht sogar weit vor einer Anklageerhebung und einer richterlichen Entscheidung“ fallen. Der DFB werde auch der Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen helfen. „Sobald wir wissen, gegen wen ermittelt wird, werden wir der Staatsanwaltschaft natürlich alles zur Verfügung stellen, was sie braucht“, sagte Zwanziger. Menschen, die den Fußball für ihre kriminellen Zwecken ausnutzten, müssten aus dem Sport entfernt werden, sagte Zwanziger.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger lehnt eine Verschärfung des Strafrechts ab. „Die Verurteilungen der Vergangenheit – etwa von Herrn Hoyzer und Herrn Sapina im Wettskandal 2005 – zeigen, dass auch auf der Basis des geltenden Rechts Manipulationen und Betrugsvorwürfe im Sport sachgerecht geahndet werden können. Und zwar sowohl mit Mitteln des Strafrechts als auch im Zivilrecht, wenn es um einen Ausgleich des entstandenen Schadens geht“, sagte die FDP-Politikerin dem Tagesspiegel. Sylvia Schenk, die Vorsitzende der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International Deutschland, forderte eine „groß angelegte Aktion für null Toleranz bei Manipulation, Schulungsmaßnahmen und Bewusstseinsbildung bis in die unteren Ligen“. Deutschland müsse in Sachen Transparenz voranmarschieren – und etwa „gegen bestimmte Länder“ keine Freundschaftsspiele mehr ausrichten. (Tsp)

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