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Sitzfleisch gefragt. Buffon gerät im Wettskandal unter Druck.

© Reuters

Wettskandal: Italiens Trainer schließt EM-Verzicht nicht aus

Italiens Kapitän Buffon soll notorisch zocken. Nun steht auch die Teilnahme der italienischen Nationalmannschaft an der EM wegen des Wettskandals auf der Kippe.

Die Krise um die Squadra Azzurra spitzt sich zu. Nach dem Rauswurf von Domenico Criscito aus dem EM-Kader – ihm galt eine Durchsuchung der Polizei auf dem Trainingsgelände der Nationalmannschaft – und den Vorwürfen gegen den für die EM nominierten Leonardo Bonucci, sich an Manipulationsabsprachen beteiligt zu haben, steht jetzt auch Kapitän und Torwart Gianluigi Buffon im Blickpunkt.

Ihm werden keine Spielmanipulation angelastet. Doch die alten Vorwürfe, Buffon sei ein notorischer Zocker, finden nun eine spektakuläre Aktualisierung. Die Polizei aus Turin fand Geldflüsse von Buffon an ein Wettbüro in seiner Heimatstadt Parma in Höhe von 1,58 Millionen Euro. Der Betrag wurde im Verlauf von nur acht Monaten, zwischen Januar und September 2010, in 14 Tranchen überwiesen. Diese Zahlungen korrespondieren laut „Gazzetta dello Sport“ mit Wetteinsätzen dieses Büros.

Diese Erkenntnisse weiten sich deshalb zum Skandal aus, weil eingeschriebenen Mitgliedern des Fußballverbands FIGC seit 2005 das Wetten grundsätzlich verboten ist. Im Laufe der Ermittlungen zum Wettbetrugsskandal hat sich zudem herausgestellt, dass viele der Beschuldigten selbst viel Zeit und Geld in Wetten investierten und bei auflaufenden Wettschulden sehr geneigt waren, Verluste durch vermeintlich „sichere“ Einsätze auszugleichen. Marco Paoloni, der mit dem ihm angelasteten Betäubungsversuch einiger Mitspieler des Drittligisten US Cremonese der Auslöser der Ermittlungen von „Last Bet“ war, gestand im vergangenen Jahr: „Ich war ein krankhafter Zocker. Ich bin durch meine Abhängigkeit in diese ganzen Probleme geraten.“

Über Buffon kursierten seit Jahren schon Gerüchte über umfangreiche Wettaktivitäten. Die „Gazzetta dello Sport“ zitierte eine frühere Lebenspartnerin von Buffon mit der Aussage, dieser habe in seiner Zeit beim AC Parma pro Jahr zwei Millionen Euro für Wettaktivitäten ausgegeben. Damals war ein solches Laster für den Nationaltorwart noch nicht strafbar. Kurz vor der WM 2006 jedoch, also nach dem Wettverbot für Fußballer, sorgte für Schlagzeilen, dass die Summe von 10.000 Euro von Personen aus dem Umfeld Buffons für Wetten eingesetzt worden war.

Das folgende Verfahren im Winter 2006 ging für den frisch gekürten Weltmeister glimpflich aus. Die aktuellen Anschuldigen haben wesentlich höheres Gewicht. Verwundert stimmt jedoch nicht nur Juventus-Präsident Andrea Agnelli, der umgehend seinem Star zu Hilfe eilte, dass die Erkenntnisse aus dem Jahre 2010 ausgerechnet jetzt ans Licht kommen. Das EM-Vorfeld ist sicherlich eine attraktive Plattform für derartige Nachrichten. Buffon sorgte allerdings auch selbst für Wirbel, als er sich vor kurzem verharmlosend über Absprachen in der Umkleidekabine äußerte.

Sei es, wie es sei: Die Squadra Azzurra hat ein Problem mehr. „Wir haben es so satt“, klagte Demetrio Albertini, der Chef des EM-Teams. Und Nationaltrainer Cesare Prandelli schloss am Freitag sogar einen EM-Verzicht nicht mehr aus: „Wenn es unserem Fußball helfen würde, dass wir nicht zur Europameisterschaft fahren, dann wäre es kein Problem.“

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