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Wettskandal: Zweitliga-Partie unter Manipulationsverdacht

Dreieinhalb Monate nach Bekanntwerden des neuen Fußball-Wettskandals ist eine weitere Zweitliga-Partie unter Verdacht geraten. Der DFB informierte die zuständige Staatsanwaltschaft Bochum darüber, dass es bei der Begegnung zwischen 1860 München und Rot Weiss Ahlen einen Hinweis auf eine "möglicherweise beabsichtigte Spielmanipulation" gebe.

Zwar seien im Vorfeld der Partie vom 8. Februar keine signifikanten Auffälligkeiten auf dem internationalen Wettmarkt ausgemacht worden. In der Nachbereitung habe sich dann aber für den Dienstleister Sportradar ein Hinweis ergeben, über die der DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) am vergangenen Samstag informiert wurden.

Die Staatsanwaltschaft Bochum konnte am Montag den Eingang der DFB-Nachricht noch nicht bestätigen. "Es liegt uns noch nicht vor", sagte der Sprecher der Abteilung für Wirtschaftskriminalität, Bernd Bienioßek. Die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittelt seit Anfang 2009 gegen eine international agierende Bande, der fortgesetzte gewerbsmäßige Wettbetrügereien zur Last gelegt werden. Im vergangenen November waren die Ermittler an die Öffentlichkeit gegangen. 200 Partien in Europa stünden unter Manipulationsverdacht, 200 Verdächtige seien ausgemacht und 15 festgenommen worden.

Die Partie zwischen dem Münchner Traditionsclub und Schlusslicht Ahlen endete am 21. Spieltag mit einem 1:0-Erfolg der Gäste aus Westfalen. Besondere Auffälligkeiten gab es in dem Abendspiel vor der Geisterkulisse von nur 14.800 Zuschauern in der Allianz Arena nicht. Benjamin Kern erzielte Mitte der ersten Hälfte das entscheidende Tor und beendete damit die Serie der Hausherren von sieben Spielen ohne Niederlage.

"Da kann nichts gewesen sein. Wenn unser Torhüter Sascha Kirschstein nicht so gut gehalten hätte, hätten wir dort nicht gewonnen. Und unser 1:0 durch Benjamin Kern war ein Glücksschuss", erinnerte sich im "Westfälischen Anzeiger" Ahlens Vize-Präsident Jörg Hellwig. "Außerdem sind uns keine offensichtlichen Fehlleistungen der Schiedsrichter aufgefallen." Torhüter Kirschstein war bereits im Herbst ins Visier der Ermittler geraten. Damals ging es um eine angeblich geplante Manipulation bei der Zweitliga-Partie der Ahlener im Oktober gegen Hansa Rostock. Nach Angaben von Kirschsteins Anwalt Horst Kletke konnte der Keeper die Vorwürfe im Dezember aber entkräften.

"Wir haben 90 Minuten lang versucht, das Spiel zu unseren Gunsten zu drehen, hatten jede Menge Torchancen und haben am Ende wegen eines Sonntagsschusses verloren", erinnerte sich 1860-Trainer Ewald Lienen am Montag im Rückblick auf die Partie. "Wie in jedem Spiel gab es jede Menge Fehler auf unserer Seite, auf Seiten der gegnerischen Mannschaft und nicht zuletzt auf Seiten des Schiedsrichters. Um aber eine Absicht unterstellen zu können, braucht man hieb- und stichfeste Beweise. Wer die nicht hat, setzt leichtfertig den guten Ruf von Fußballern aufs Spiel."

Schon Anfang Dezember hatte es im Zusammenhang mit möglichen Manipulationen Aufregung auch um die "Löwen" gegeben. Kurz vor dem Anpfiff der Auswärtspartie bei Rot-Weiß Oberhausen informierte der DFB Schiedsrichter und Mannschaften in der Kabine über einen Manipulationsverdacht. Nach der Partie gab es aber bald Entwarnung.

Seit dem Skandal um den Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer und manipulierte Fußballspiele im Jahr 2005 arbeiten DFB und DFL mit dem Unternehmen Sportradar zusammen. Der Dienstleister agiert nach eigenen Angaben international "mit einem ausgeklügelten System, an dem mehrere hundert Mitarbeiter beteiligt sind". Unter anderem werden die Quotenveränderungen der Wettanbieter in bestimmten Zeit-Intervallen untersucht. Verändern sich diese auffällig, werden automatisch Warnhinweise versendet. (dpa)

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