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Sport: Wichtiges Kirmesrennen

Robert Ide zieht eine Bilanz der Tour de France

In der kommenden Woche beginnen im Radsport die Kirmesrennen. Bei diesen sogenannten Kriterien verdienen die Stars der Tour de France traditionell noch Geld hinzu. In diesem Jahr haben sich die Dinge verkehrt: Die Tour de France, die sich heute irgendwie ins Ziel rettet, war selbst ein Kirmesrennen. Und Stars, die einer öffentlichen Würdigung würdig sind, finden sich im sogenannten Radsport schon lange nicht mehr.

Ehemalige Spitzenfahrer vor allem aus Deutschland – des Dopings geständig. Der Favorit Winokurow und sein dubioses Team Astana – wegen Dopings aus dem Feld geworfen. Der Führende Rasmussen – nach einer Serie des Lügens und Betrügens vom eigenen Sponsor zurückgezogen. Selbst das Team T-Mobile, das sich nach dem Jan-Ullrich-Kommunikations-GAU als Kämpfer für einen Neuanfang zu profilieren versuchte, blieb nach dem positiven Test seines Fahrers Sinkewitz nur die Erkenntnis: Doping ist im Radsport überall zu Hause.

Es ist gut, dass diese Tour endlich zu Ende geht. Mit Sat 1 hat sie am Ende den Fernsehpartner bekommen, den sie verdient – der Privatsender schert sich nicht mehr um Informationskompetenz. Auch der voraussichtliche Sieger, wenn man ihn so bezeichnen will, passt ins befleckte Bild: Alberto Contador stand auf der Liste des Dopingarztes Fuentes. Ein Kirmesrennen eben – und doch war diese Tour wichtig. Als Lehrstück über einen Sport, der viel zu spät nach seinen Grenzen sucht.

Vor den Augen der Welt ist der Radsport in Bewegung gekommen. Die Sponsoren machen Druck, die öffentliche Hand hält Fördergelder zurück, Fans an der Strecke pfeifen Betrüger aus. Heute wollen deutsche und französische Fahrer vor dem Ziel in Paris streiken – es geht nicht gegen Dopingjäger wie beim Festina-Skandal 1998, sondern diesmal gegen die eigenen Kollegen, die dopen. Ein Neuanfang ist das noch lange nicht. Aber immerhin ein verzweifelter Versuch. Vielleicht der letzte.

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