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Sport: Widerstand verweigert

Nach dem 0:3 gegen Köln erkennt Union den Ernst der Lage

Berlin . Ein wenig neidisch blickte Heiner Bertram auf den luxuriösen Mannschaftsbus des Gegners, ehe er den Blick für die eigene Realität wiederfand. „Der Bus sieht nach erster Liga aus“, sagte der Präsident des 1. FC Union, „aber Köln hat ja auch ganz andere Ansprüche als wir.“ Nach dem 0:3 gegen den Tabellenführer lässt sich der Anspruch der Köpenicker recht eindeutig formulieren. „Ab heute sind wir mitten im Abstiegskampf.“

Die 90 Minuten, die Bertram zu dieser Feststellung nötigten, forderten ihm einige Selbstbeherrschung ab. „Ich bin stocksauer. Wenn man spielerisch nicht mithalten kann, muss man kämpfen.“ Doch speziell mit Blick auf die zweite Hälfte warf Bertram den Spielern die Verweigerung größeren Widerstands vor. Ähnlich schlecht gelaunt zog Trainer Mirko Votava Bilanz. „Wir haben nach dem Spiel mehr blaue Flecke als die Kölner. Im Abstiegskampf muss man sich anders verkaufen, da hilft Schönspielerei nicht weiter.“

Nun, übertrieben schön hatte der 1. FC Union nicht gespielt, was zu einem großen Teil dem Platz geschuldet war. Das morastige Rechteck sah aus, als habe in der letzten Woche die Nationalmannschaft der Hammerwerfer dort ihr Trainingsquartier bezogen. Immerhin gestaltete die Heimelf das Spiel in der ersten Halbzeit weitgehend offen, erst nach dem Wechsel hatten sie den klug konternden Kölnern erschreckend wenig entgegenzusetzen. Nach einem Doppelschlag durch Matthias Scherz (53.) und Francis Kioyo (56.) schien es, als habe man stillschweigend Einigkeit über die Verteilung der Punkte erzielt. Kurz vor Schluss erzielte Dirk Lottner den Endstand. „Ich bin in jeder Hinsicht unzufrieden“, sagte Votava.

Derlei Probleme plagten Friedhelm Funkel freilich nicht. „Ich bin mit dem Ergebnis und meiner Mannschaft voll zufrieden. Mehr brauche ich nicht zu sagen“, kommentierte Kölns Trainer, ehe er in den Bus huschte. 408 PS hat der Mercedes Travego im Übrigen, 32 Ledersitze, Navigationssystem, Satellitenfernseher und DVD-Spieler. Absolut erstligareif.

Daniel Pontzen

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