zum Hauptinhalt

Sport: Wie Denkmäler

Frankreich steht ein 0:0 gegen die Schweiz durch

Als Zinedine Zidane als Erster den Rasen verließ, lief er dicht an seinem Trainer Raymond Domenech vorbei. Ohne ihn zu beachten. Vielleicht war er noch zu sehr in Gedanken vertieft, hatte er sich doch kurz zuvor, auf eine kurze und heftige Diskussion mit einigen Mitspielern eingelassen. Dann kam der Rest ebenso grußlos vom Feld, bis sich Patrick Vieira erbarmte und sich auf einen Handschlag einließ. Man weiß ja, dass die Franzosen nicht gerade ein harmonisches Verhältnis zueinander pflegen, aber diese Szene nach dem 0:0 gegen die Schweiz, dem bislang wohl schwächsten Spiel der WM, provozierte geradezu die Frage, ob die Franzosen den Titel Mannschaft verdienen. Oder ob man da wenig Jung und viel Alt zusammengeworfen hat in der Hoffnung, es könnte etwas Großes entstehen.

Man konnte aus Sicht der Franzosen nur von Glück reden, dass es so heiß war, denn so musste sich niemand länger nach dem Grund fragen, der sie dazu bewogen hatte, weite Strecken der Partie im Stand zu verbringen. Hinterher sprach der junge Schweizer Philipp Degen einen Satz, der verriet, dass es noch mehr Gründe für die gemächliche Kickerei der Franzosen gegeben haben muss. Der Dortmunder Abwehrspieler zollte Zinedine Zidane auf die Frage nach der Leistung des Franzosen erst Respekt, dann aber sagte Degen: „Angst haben wir nicht vor ihm, wir wissen, was er geleistet hat in seiner Karriere und dass er einer der größten Fußballer war.“ Es war dieses letzte Wort, das den Respekt beträchtlich einschränkte.

Nun war es nicht so, als ob da ein Denkmal auf dem Platz stand, das sich nicht bewegt. Tatsächlich zeigte Zidane immer mal wieder sein Genie und dass er noch immer den Ball streicheln und ihn meist dorthin platzieren kann, wo er ihn hin haben will. Bei etlichen Pässen auf Thierry Henry klappte das, doch anscheinend muss etwas sehr Dramatisches passieren, dass die Statistik zerstört wird, die besagt: Seit acht Jahren hat Zidane nie einen Pass auf Henry gespielt, der zu einem Tor führte. Auch gestern nicht. Zwar hatte Henry die beste Chance der Franzosen, die allerdings resultierte aus einem der wenigen Fehler der Schweizer. Der junge Senderos verfehlte den Ball, Ribéry lief über rechts auf und davon, doch die späte Hereingabe verstolperte Henry erst, dann schoss er Müller an den Arm, und Schiedsrichter Golubew aus Russland, der neun Gelbe Karten verteilte, dachte nicht daran, Elfmeter zu geben.

Zuvor hatten die Schweizer bewiesen, dass auch sie gute Chancen vergeben können. Ein Freistoß Barnettas segelte über alle hinweg bis an den Pfosten, den Abpraller drosch Frei steil in die Wolken. Es war eine jener Situationen, die seinen Trainer Jakob Kuhn nach dem Spiel veranlassten, ein bisschen betrübt dreinzuschauen und mehrfach das Wörtchen „müssen“ zu bemühen. „Wir müssen wirklich zufrieden sein mit dem Punkt. Allerdings hätten wir auch gewinnen müssen bei diesen Chancen. Aber es waren die Franzosen, eine große Mannschaft, da müssen wir zufrieden sein.“

Letztlich war dies ein Hinweis darauf, dass sein Team zu viel Respekt gezeigt hatte. Viele Ballverluste und mangelnde Präzision prägte das Schweizer Spiel, erst in der zweiten Halbzeit wurde es besser, und es ergab sich die eine oder andere gute Chance.

Zidane wiederum hatte sich schon in der ersten Halbzeit meistens nur um den Mittelkreis herum postiert, ab und an ging er nach vorn, rotierte mit Ribery, dem neuen französischen Publikumsliebling, aber gefährlich wurde es selten. Domenech wiederum hatte seinem Star den wortlosen Abgang nicht weiter übel genommen und sprach von einer guten Leistung Zidanes. „Wir haben ihn extra in den Testspielen nicht durchspielen lassen, damit er hier die 90 Minuten schafft.“ Ob das ein Lob war, blieb Domenechs Geheimnis und auch, wo genau er „ein taktisch und technisch gutes Spiel“ gesehen haben wollte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false