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Sport: Wie die Bayern den anderen Mut machen

München - Felix Magath war streng, er wollte die Leistung seiner Mannschaft nicht überbewertet wissen, auch die von Mehmet Scholl nicht. Der kleine Mittelfeldspieler ist so etwas wie das spielende Maskottchen der Bayern, die Fans haben ihn so lieb, dass sie ihn am liebsten dauernd knuddeln würden, eine Stofftiervariante von Mehmet Scholl fände zweifellos reißenden Absatz.

München - Felix Magath war streng, er wollte die Leistung seiner Mannschaft nicht überbewertet wissen, auch die von Mehmet Scholl nicht. Der kleine Mittelfeldspieler ist so etwas wie das spielende Maskottchen der Bayern, die Fans haben ihn so lieb, dass sie ihn am liebsten dauernd knuddeln würden, eine Stofftiervariante von Mehmet Scholl fände zweifellos reißenden Absatz. Am Samstagnachmittag hatte er wieder mal gezeigt, warum das so ist: Ohne zu murren wartete er, bis er neun Minuten vor dem Abpfiff noch ein bisschen mitspielen durfte gegen Hertha, wenig später bedankte er sich mit dem entscheidenden 2:0. Die Pointe des Tores war, dass Scholl diesmal keinen Freistoß in den Winkel hob oder ein Dribbling krönte, diesmal erzielte er es per Kopf – ein seltenes Glück des 1,77 Meter großen Mannes. Felix Magath aber relativierte die vermeintliche Heldentat. Auf die Frage, wer der gefährlichere Kopfballspieler der beiden sei, bestimmte er: „Ich natürlich. Ich habe zwei Kopfballtore in Länderspielen gemacht.“ Magath ist 1,74 Meter groß. Also: Ende der Diskussion.

Dass Bayerns Trainer kurz vor Feierabend zu Späßen aufgelegt war, wunderte kaum angesichts der Tabelle, die von einem Monitor in den Presseraum hineinleuchtete. Mit neun Punkten stehen seine Münchner an der Spitze, jedes ihrer Spiele haben sie mit drei Toren Differenz gewonnen, saisonübergreifend war es der zwölfte Sieg in Folge. Der Liga droht Langeweile, das dämmert vielen Fußballfans spätestens jetzt. Doch es waren die Bayern selbst, die sich Mühe gaben, diesen Verdacht zu entkräften. „Das ist ja immer dasselbe“, sagte Manager Uli Hoeneß, „demnächst kommen für uns die englischen Wochen und nach den Partien gegen Turin, Wien und Brügge werden die Bundesligaspiele für uns viel schwerer“. Wenn es nach Sebastian Deisler ginge, könnte man auf das Ausrechnen der Tabelle vorerst verzichten, „das ist Blödsinn, nach drei Spielen kann man nichts damit anfangen.“ Außerdem: „Wir haben noch 31 Spiele, da kann viel passieren.“

Der Konkurrenz bleibt die vage Hoffnung auf einen Kräfteverschleiß der Bayern im Zuge der Champions League. Wer daran nicht glauben mochte, dem versicherte Magath: „Das hat uns auch letztes Jahr ein paar Punkte gekostet. So ein Spiel in der Woche nimmt Konzentration, nimmt Kraft, die fehlt dann in der Bundesliga.“ Man konnte fast den Eindruck gewinnen, das Neun-Punkte-Programm zu Beginn sei eine reine Vorsichtsmaßnahme in Anbetracht kommender schwerer Zeiten. Spielten Schalke und Bremen nicht auch Champions League, müsste man sich womöglich Sorgen machen um die Bayern? „Nee, Angst muss man um uns nicht haben“, sagte Deisler. Die Konkurrenz wird das beunruhigt zur Kenntnis nehmen.

Daniel Pontzen

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