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Sport: Wie ein Champion

Bremen schlägt Genua 3:1 und sollte durch sein

Statt über Geld wird wieder über Sport geredet. Und statt über Wechsel zu den Königlichen über ein Weiterkommen in der Königsklasse. Einen Tag nach dem Millionendeal mit Mesut Özil hat der SV Werder Bremen im Millionenspiel gegen Sampdoria Genua einen furiosen 3:1 (0:0)-Erfolg verbucht. Nach dem Playoff-Hinspiel zur Champions League winkt dem Bundesliga-Dritten damit der nächste Geldregen – der Einzug in die Gruppenphase ist eine Garantieeinnahme von 15 Millionen Euro wert. Für das Rückspiel am nächsten Dienstag im Stadio Luigi Ferraris, das nicht nur als eines der schönsten, sondern auch stimmungsvollsten Orte in der ansonsten eher tristen italienischen Stadionlandschaft gilt, haben die Hanseaten dank der Tore von Clemens Fritz (51.), Torsten Frings (67.) und Claudio Pizarro (69.) nun ein kleines Polster herausgeschossen. Nur das späte Gegentor von Pazzini (90.) störte etwas.

Es dauerte mehr als eine Halbzeit, ehe Werder wirklich alle Irrungen und Wirrungen des Özil-Theaters abschüttelt hatte. Da gelang nämlich Bremens rechtem Verteidiger Fritz eine echter Volltreffer. Der 29-Jährige kurvte nach innen und hämmerte mit seinem schwächeren linken Fuß den Ball in den Winkel – ein Traumtor. Dabei hätte sein Schussversuch auch gut in Richtung des großen Baukrans gehen können, der mitten in der im Umbau befindlichen Ostkurve steht. Glück hatte der Gastgeber wenig später, als Giampaolo Pazzini die Kugel an den Pfosten spitzelte (58.). Anschließend agierte der Gastgeber zielstrebiger als Genua: Einen Elfmeter verwandelte Kapitän Frings zum 2:0 (67.), zudem sah Stefano Luccini in dieser Szene die Gelb-Rote Karte. Weil der Vierte der Serie A hernach zwei Wechsel vornahm, wirkte Sampdoria noch irritierter, was Torjäger Pizarro nach feiner Kombination sofort auf seine typische Art zum 3:0 zu nutzen wusste (69.). Werder war an diesem August-Abend – auch ohne einen Feingeist wie Özil – ein Meister der Effektivität.

In der mit 25 276 Zuschauer gefüllten Spielstätte, in der für diese Partie reichlich improvisiert werden musste und das Heimteam sich auf der Tartanbahn der Leichtathletikhalle umzog, herrschte nun beste Stimmung, zumal dieses Spiel als Beleg durchging, dass auch ohne den hochbegabten Özil der Ball ansehnlich in Bremen rollen kann. Die Rolle des deutsch-türkischen Taktgebers spielte dessen Kumpel Aaron Hunt. Der 23-jährige Nationalspieler agierte zentral in der Mittelfeldraute – und war einer der besseren. Seinen Fernschuss nach einer Viertelstunde wehrte Genuas Keeper Gianluca Curci gekonnt ab.

„Für Mesut Özil bringen sich andere ein und setzen sich in Szene“, hatte Trainer Thomas Schaaf gesagt. Die Frage ist bleibt, ob dringend noch Ersatz her muss, weil auch Vorstandsboss Klaus Allofs die Auffassung vertritt, „dass wir nichts aus dem Hut zaubern müssen.“ Aus Frankreich kamen indes Meldungen, der Bundesligist habe den Franzosen Hartem Ben Arfa auf der Liste. Der 23-jährige offensive Mittelfeldspieler von Olympique Marseille würde acht Millionen Euro kosten und hätte einen Vierjahresvertrag mit den Hanseaten ausgehandelt, hieß es. Allofs dementierte. „Das Geld für Özil muss wieder investiert werden, nur nicht unmittelbar.“

Kein Geheimnis ist, dass nach wie vor der Brasilianer Wesley (FC Santos) auf der Wunschliste steht, hier sind die Papiere sogar unterschriftsreif, „wenn sich Santos an seine Versprechungen halten würde“ (Allofs). Es werden also noch turbulente Tage beim SV Werder, dessen Liga-Start am Samstag bei der TSG Hoffenheim auch deshalb in den Hintergrund gerät, weil drei Tage später nun ja gleich das Rückspiel um die Champions-League-Qualifikation ansteht. Dann entscheidet sich endgültig, ob Werder Bremen wirklich binnen einer Woche mehr als 30 Millionen Euro gewinnt.

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