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Sport: Wie einst bei der EM

Portugal überzeugt beim 2:0 gegen Iran

Der iranische Staatspräsident Ahmadinedschad berät gerade in Schanghai über Atomwaffen, die er noch gar nicht hat. Vermutlich interessieren ihn die Probleme seiner Fußball-Nationalmannschaft wenig, obwohl es da einigen Klärungsbedarf gibt, wie gestern im Frankfurter WM-Stadion zu sehen war. Die Bundesregierung und die Organisatoren der WM haben gestern ganz ohne eigenes Dazutun ein sehr diffiziles Problem gelöst. Der Dank von höchster Stelle gebührt den Fußballern aus Portugal, die mit einem 2:0 (0:0)-Sieg Irans vorzeitiges Scheitern in der Vorrundengruppe D besiegelten. Ein Staatsbesuch des höchst unwillkommenen Holocaust-Leugners Ahmadinedschad zur WM dürfte damit ausgeschlossen sein. Wer zeigt sich schon gerne neben Verlierern?

Luiz Felipe Scolari fand zum Abschied nette Worte für den Gegner, „eine sehr gute Mannschaft, sie wird ihren Weg machen“, aber das war kaum mehr als die Höflichkeit des Siegers. Die Iraner waren im Spiel nach vorn zu unbedarft, als dass sie den Zweiten der Europameisterschaft ernsthaft in Gefahr hätten bringen können. Eine echte Chance hätte sich ihnen wohl nur geboten, wenn sich die Portugiesen über 90 Minuten derart großzügig im Auslassen bester Torchancen gezeigt hätten, wie das in der ersten Halbzeit der Fall war. Deco verpasste schon in der ersten Minute einen Flankenball von Figo, als er ohne Gegnerkontakt die Balance verlor und am Ball vorbeiglitt. Der Ausnahmespieler vom FC Barcelona hatte am vergangenen Sonntag beim knappen 1:0 über Angola noch wegen einer leichten Verletzung ausgesetzt. Der durch sein Mitwirken erzielte Zugewinn war allgegenwärtig. Deco gestaltete das portugiesische Spiel so abwechslungsreich, dass Trainer Scolari von „unserer besten Leistung der letzten sieben, acht Spiele“ sprach. „Wir haben jetzt wieder die Form der Qualifikationsrunde erreicht.“ Diese hatten die Portugiesen als souveräner Gruppensieger ohne Niederlage mit 35 Toren ins zwölf Spielen durchlaufen.

Schon nach einer Viertelstunde hatte Scolaris Mannschaft durch Miguel, Carvalho und Deco drei Torchancen herausgespielt. Später klärte Kaabi bei einem Kopfball von Cristiano Ronaldo kurz vor der Torlinie, traf abermals Ronaldo mit einem mächtigen Schuss das Außennetz, und Miguel drosch dem iranischen Torhüter Mirzapour den Ball aus nächster Nähe und spitzem Winkel mit voller Wucht gegen den Leib.

Es spricht für das Selbstbewusstsein und die Geduld der Portugiesen, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließen und ihr Spiel konsequent fortführten. Sie warteten auf den entscheidenden Augenblick, und der kam nach einer guten Stunde. Deco trieb den Ball scheinbar ziellos durchs Mittelfeld und öffnete das Spiel mit einem völlig unvermittelten Pass auf Figo. Der zog dribbelnd in die Mitte, täuschte einen Schuss an und legte ab auf Deco, der den Ball aus 20 Metern mit dem rechten Außenrist halbhoch ins linke Eck schlug. Ein taktisches und technisches Meisterstück. Damit war die Partie entschieden, auch wenn die Iraner durch Khatibi und den Hannoveraner Hashemian noch zu zwei Mini-Chancen kamen. Portugals Torhüter Ricardo durfte immerhin zweimal spektakulär durch die Luft fliegen. Als Figos Solo durch Golmohammadis Grätsche im Strafraum ein widernatürliches Ende erfuhr, bekam der verspielte Cristiano Ronaldo die Gelegenheit, sein von vielen missglückten Soli angegriffenes Selbstbewusstsein zu therapieren. Der Stürmer von Manchester United verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:0.

Am Ende durfte Nelly Furtado ihr Liedchen trällern, „Forca!“, die Hymne der Europameisterschaft 2004, als Portugal im Estadio da Luz von Lissabon erst im Finale vor griechischem Beton kapitulierte. Und der iranische Staatspräsident konnte sich nicht einmal über Solidaritätsbekundungen von Frankfurter Rechtsextremen freuen. Die Stadtverwaltung hatte die Demonstration zu Ehren des Herrn Ahmadinedschad schon vor einer Woche verboten.

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