zum Hauptinhalt
Da kommt Freude auf. Lucien Favre und seine Gladbacher sind bisher die große Überraschung in dieser Saison. Foto: dpa

© dpa

Sport: Wie einst unter Hennes Gladbach mit bestem Saisonstart seit 24 Jahren

Nachdem sein Team zum dritten Mal in Folge mit 1:0 gewonnen und die Rolle als Bayern-Verfolger untermauert hatte, war es so weit. Lucien Favre hörte weitgehend damit auf, den Lauf seiner Mannschaft als tückische Fata Morgana zu verkaufen.

Nachdem sein Team zum dritten Mal in Folge mit 1:0 gewonnen und die Rolle als Bayern-Verfolger untermauert hatte, war es so weit. Lucien Favre hörte weitgehend damit auf, den Lauf seiner Mannschaft als tückische Fata Morgana zu verkaufen. Nur einmal erinnerte der 53-Jährige nach dem hoch verdienten Erfolg über Nürnberg daran, dass seine Gladbacher noch im Mai und „nur mit viel Glück“ gegen Bochum den Abstieg verhindert hatten. Und zwar „in der gleichen Besetzung wie jetzt“. Doch im Prinzip ist der Schweizer nun bereit, den Höhenflug der Borussia nicht mehr nur zu entschuldigen, sondern zu erklären.

„Der Sieg in München hat uns den Start erleichtert und uns noch mehr Vertrauen gegeben“, sagte Favre und deutete damit an, dass die Borussen nicht mit dem Selbstverständnis eines potentiellen Abstiegskandidaten ins neue Fußballjahr gestartet waren. Nun haben sie den besten Saisonstart seit 24 Jahren hingelegt, waren am Sonnabend sogar für drei Stunden Spitzenreiter, und die VfL-Fans sangen: „Wir hol’n die Meisterschaft und den Pokal.“ Dazu schmückten sie den Borussia-Park mit Plakaten wie „Hennes Lucien Favre“, um an die großen Zeiten des Klubs unter dem legendären Trainer Hennes Weisweiler zu erinnern. Als der 1983 in der Schweiz starb, waren die meisten aus dem aktuellen Borussen-Team noch gar nicht geboren – das spezielle Flair, das momentan wieder über dem Klub liegt, erkennen sie trotzdem.

„Hier herrscht gerade eine positive Aura“, sagt Martin Stranzl und ortet deren Wurzeln in der emotionalen Last-Minute-Rettung des Frühjahrs. „Aus der letzten Halbserie haben wir gelernt, wie wichtig es ist, die Zuschauer hinter sich zu haben. Diese Zeit hat uns zusammengeschweißt.“ So gestärkt und ausgerüstet mit Favres exzellenter Taktik bringen sie ihre Gegner nun zur Verzweiflung, nur drei Gegentreffer sprechen für sich.

Gewinnt man so Titel? „Heutzutage schon“, sagt Marco Reus. Der 22-Jährige, der gegen Nürnberg den von Kapitän Filip Daems verwandelten Elfmeter herausgeholt hatte, betont: „Es ist schwer, gegen uns Tore zu erzielen. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir auf diesem Weg auch nur einen Zentimeter zurückweichen.“

Weil das Spielsystem inzwischen derart stabil ist, wird sein Schöpfer auch immer entspannter. So faltet Lucien Favre etwa die quadratischen Servietten im Presseraum auf eine rechteckige Größe, um die Laufwege des Marco Reus zu erklären. Lächelnd lässt er seine Profis, die vor Saisonbeginn weitsichtig Prämien für den Fall einer Europacup-Teilnahme ausgehandelt haben, „träumen, was sie wollen“. Oder er grinst einen norwegischen Journalisten an, der um Einsatzzeiten für Havard Nordtveit bangt: „Das ist ein junger Mann mit viel Potenzial. Machen Sie sich keine Sorgen.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass die gute Stimmung kippen könnte, ist in den Augen der Liga-Konkurrenz gering. BVB-Chef Hans-Joachim Watzke („Ich hatte Gladbach von Anfang an als Konkurrent auf der Rechnung“) und Bayern-Coach Jupp Heynckes („Sie können in der Liga eine starke Rolle spielen“) sahen das schon vor Borussias Sieg über Nürnberg so. Dieter Hecking ist jetzt zu dieser Erkenntnis gelangt. „Gladbach“, sagte der FCN-Coach, „ist im Moment eines der besten Teams in Deutschland. Da kann Lucien Favre sagen, was er will.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false