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Sport: Wie viele flüchten diesmal?

Im Fußballspiel gegen Klassenfeind USA wäre es für Kuba schon ein Erfolg, wenn alle Spieler heimreisen.

Sandy/Utah - Es ist eigentlich nur ein Gruppenspiel beim Gold Cup. Doch wenn am Samstag in Sandy, Utah, die von Jürgen Klinsmann trainierte US-Fußballnationalmannschaft bei der Kontinentalmeisterschaft des Concacaf-Verbandes auf Kuba trifft, kommt unweigerlich auch eine politische Note mit ins Spiel. Beide Nationen sind seit mehr als einem halben Jahrhundert Klassenfeinde.

Nachdem Fidel Castro im Anschluss an die Kubanische Revolution 1958 sämtlichen Privatbesitz zum Staatseigentum ernannt und somit auch zahlreiche Amerikaner auf der Karibikinsel enteignet hatte, belegten die USA den kommunistischen Nachbarn mit einem Wirtschafts- und Finanzembargo. Ziel der Sanktionen war es, die kubanische Regierung wirtschaftlich zu isolieren und ihr US-Dollar vorzuenthalten. Mehr als 50 Jahre später sind die Beziehungen immer noch unterkühlt, US-Bürgern Reisen nach Kuba untersagt. Direktflüge zwischen beiden Ländern gibt es nicht.

Für Klinsmann spielen diese äußeren Umstände keine Rolle. Er will nach dem 6:1-Sieg seines Teams zum Auftakt gegen Belize im zweiten Gruppenspiel den zweiten Erfolg. „Wir wissen, dass es eventuell auf die Tordifferenz ankommen kann. Deshalb wollen wir so viele Tore wie möglich schießen“, sagt Landon Donovan mit Blick auf Costa Rica, den größten Rivalen in der Vorrundengruppe C. Die USA gelten nicht nur in ihrer Staffel als Favorit, sondern auch, wenn es um den Turniersieg geht. Nach zwei Finalniederlagen 2009 und 2011 soll endlich wieder der Titel her. Für die Kubaner wäre es schon ein Erfolg, wenn letztlich alle Spieler nach Turnierende wieder die Heimreise antreten würden.

Das Team von Trainer Walter Benitez setzt sich ausschließlich aus Spielern der heimischen Liga wie Jeniel Molina zusammen. Dabei könnte der Coach auch Spieler aus ausländischen Ligen wie Eviel Cordoves, Maykel Chang, Odisnel Cooper, Maykel Galindo, Yordany Alvarez oder Osvaldo Alonso gut gebrauchen, die sich alle in den vergangenen Jahren vom kubanischen Team abgesetzt haben. Doch die Regierung in Havanna bestand darauf, Landesflüchtlinge zu ignorieren.

„Die Spieler verlassen Kuba, weil sie etwas aus ihrem Leben machen wollen“, sagte Galindo. Er nutzte den Gold Cup 2005 in Seattle zur Flucht und spielte anschließend in der Major League Soccer (MLS). „Die Leute wollen sich ihren Traum vom Profifußball erfüllen“, ergänzte Galindo „sie wissen, dass ihnen Kuba das nicht bieten kann.“ Mehr als 20 Kubaner haben Qualifikationsspiele zu WM und Olympia in den USA und Kanada sowie die Gold Cups 2002, 2005, 2007 und 2009 zum Weg in die Freiheit genutzt. Während eines Qualifikationsturniers im Frühjahr 2008 in Tampa setzten sich gleich sieben Spieler ab. Im vergangenen Oktober schlichen sich drei U-20-Nationalspieler aus dem Teamhotel in Toronto, fuhren direkt zur 90 Kilometer entfernten US-Grenze und beantragten dort politisches Asyl.

Womöglich aus diesem Grund ist auch der beste Spieler der Kubaner gar nicht im Team. Mittelfeldspieler Marcel Hernandez wurde nicht nominiert, offiziell wegen Knieproblemen. US-Medien indes spekulieren, dass dem kubanischen Verband die Gefahr zu groß erschien, ein weiteres Talent während einer Turnierreise in Amerika zu verlieren. Zumal Hernandez bereits den Wunsch geäußert hatte, gerne in den USA leben zu wollen. dpa

SN NATION]BOSTON GLOBE]USA TODAY]

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